Für Cenerentola-Kenner war diese Inszenierung von Keith WARNER eine Enttäuschung, besonders unverständlich ist der 1. Akt, da hier Cenerentola = Aschenputtel, nach dem Märchen der Gebrüder Grimm und nach dem italienischen Librettisten Jacopo Ferretti sich nicht als gedemütigtes Stiefkind in der Asche aufhielt, sondern wie eine Pechmarie im Bett lag, in dem sie auch der Prinz kennenlernte. Wie amusant ist die Szene des 1. Akts sonst, den man schon in vielen anderen Inszenierungen immer ausgefeilt wiederfinden kann, als Cenerentola = Angelina vor Schreck das ihr anvertraute Geschirr fallen läßt, als sie dem als Diener verkleideten Prinzen begegnet.
All das Geschilderte gehört u.a. in eine märchenhafte Inszenierung hinein, von der man nur beim Bühnenbild (Jason SOUTHGATE) sprechen konnte. Aber man mußte eine Unzahl von Puppen- und Marionettenszenen über sich ergehen lassen, die man sonst nur bei Inszenierungen von David Pountney sieht. Wie die jeweiligen Viten von Regisseur und Bühnenbildner, letzter ist nebenbei auch noch Puppendesigner, ausweisen, sind diese miteinander befreundet, aus diesem Grund mußten wohl Puppen in diese Inszenierung hinein, die aber überhaupt nicht zum Gelingen des Aschenputtel-Märchens beitrugen und da auch nicht hineingehören.
Die Komposition von Giacchino Rossini hatte man einem jungen Dirigenten anvertraut, nämlich Alexander SODDY, der das FRANKFURTER OPERN- UND MUSEUMSORCHESTER perfekt und Rossini-gerecht durch den Abend führte.
Ebenfalls hatte man junge Sänger aus dem Ensemble der Frankfurter Oper zur Verfügung, die sich allesamt um eine gute Interpretation als Rossini-Sänger bemühten. Am besten gelang dies Simon BAILEY als Don Magnifico, der zu einer sehr guten Färbung seiner Stimme auch noch eine perfekte humoristische Leistung bot (leider vermißte man wiederum hier den Weinkeller). Als Alidoro (der Regisseur vergaß bei dieser Rolle wiederum eine bessere Herausarbeitung als Drahtzieher der Handlung) konnte Vuyani MLINE punkten, als der Diener Dandini zeigte Björn BÜRGER eine sehr gute Baritonleistung, während Martin MITTERRUTZER als Ramiro einen gut geschulten Mozart-Tenor vorstellte, der sich mit den Rossini-Tenorhöhen sehr gut auseinandersetzen konnte.
Nina TARANDEK als Angelina zeigte eine sehr gute Abendleistung, gerade ihre Schlußarie konnte sie sehr gut zum Publikum bringen. Clorinda und Tisbe mit Sofia FOMINA und Judita NAGYOVA zu besetzen, war eine gute Wahl, obwohl alle Interpreten unter der schlechten Herausarbeitung ihrer Rollen extrem litten und eine ausreichende Rolleninterpretation selbst versuchen mußten.
Der HERRENCHOR DER OPER FRANKFURT unter Einstudierung von Markus EHMANN erbrachte eine ausreichende Abendleistung.
Wie in Erfahrung gebracht, soll diese Inszenierung aus dem Programm genommen werden, dazu kann man der Oper Frankfurt nur gratulieren.
I.St.