Um das Pferd von hinten aufzuzäumen, hatten wieder getestete Mitarbeiter des Staatstheaters am Gärtnerplatz in München Gelegenheit, im Theater verteilt, den großartigen Ensemblemitgliedern an unserem Gärtnerplatz-Theater den Beifall zu zollen, die sie für ihre Gesangsvorträge hochverdientermaßen erhalten müßten für diese Abendleistung, wenn nicht wieder der Abend ohne Theaterpublikum vonstatten hätte gehen müssen.
Staatsintendant Josef E. KÖPPLINGER eröffnete wieder den Stream und teilte mit, daß sich das Programm des Abends hauptsächlich aus den gezeigten Darbietungen auf der Bühne des Staatstheaters im Jahre 2020 zusammensetzt, wo die Einschränkungen für die Kultur schon stattfanden.
Wie könnte es demnach anders sein – begann der Abend mit dem Prolog aus dem „Bajazzo“, vorgetragen in anfänglich humoristischer Weise von Matija MEIC, einem technisch ausgereiftem und in abendlicher Bestform befindlichem Bariton am Haus, mit seiner Pianistin Ekatarina TARNAPOLSKAJA. Man würde sich diese Stimme hauptsächlich in der italienischen Oper wünschen.
Zwei Dirigenten hatte dieser vergnügliche musikalische Theaterabend am Bildschirm, nämlich den musikalischen Chef des Hauses Anthony BRAMALL und Andreas KOWALEWITZ, beide mit dem ORCHESTER DES STAATSTHEATERS AM GÄRTNERPLATZ vertraut, wobei ersterer die Oper und letzterer die leichtere Muse übernahm. Anthony Bramall eröffnete mit sicherer Mozarthand den Opernabend mit der Ouvertüre zu „Le nozze di Figaro“, während infolge dann Lucian KRASNEC mit dem besteinstudierten HERRENCHOR DES STAATSTHEATERS unter Felix MEYBIER mit „Freunde, das Leben ist lebenswert“ aus Franz Lehars „Giuditta“ fortsetze, höhensicher und perfekt im tenoralen Vortrag während des gesamten Abends.
Für humoristische Szenen sorgten unter anderem Daniel GUTMANN und Levente PÁLL mit dem Duett Dandini/Don Magnifico aus „La Cenerentola“, wobei festzustellen ist, daß an diesem Abend sehr viel italienische Oper gesungen wurde, vor allen Dingen die Belcanto-Komponisten, angefangen mit Rossini, Donizetti bis hin zu Verdi. Bei den sogenannten „Straus und Strauss“-Darbietungen ist bei der Oper die Arie des Harlekin aus „Ariadne auf Naxos“ von Richard Strauss zu erwähnen, die Daniel Gutmann mit besonderem baritonalem Können vortrug, eine Stimme am Haus, die wohl in allen Genres einsetzbar ist. Bei Rossini – wie könnte es anders sein – war Gyula RAB wieder in abendlicher Höchstform mit „Si, ritrovala io giuro“ aus „La Cenerentola“.
Das gesamte Ensemble (mit Luftballon) verabschiedete sich wieder mit Rossini, und zwar mit dem Schluß des 1. Akts aus „Il Barbiere di Siviglia“, die kommende Neuinszenierung am Haus, wobei noch zu erwähnen ist, daß Timos SIRLANTZIS gekonnt und humoristisch aus besagtem „Barbiere“ „La calunnia“ vortrug.
Mit einem Richard Tauber Lied „Du bist die Welt für mich“ konnte sich Maximilian MAYER wieder einmal tenoral bestens präsentieren. Gegen Ende des Abends traten alle mitwirkenden Tenöre mit „Dein ist mein ganzes Herz“ aus dem „Land des Lächelns“ auf, und konnten sich dadurch bestens in die Herzen der Internetzuseher mogeln. Eine gute Idee.
Bei den Damen sind in bester Gesangsdisposition erwähnbar die Vorträge von Camille SCHNOOR „Meine Lippen, die küssen so heiß“ aus Franz Lehars „Giuditta“ (eine preisgekrönte perfekt singende Sopranistin, die ebenfalls in allen Genres zu Hause ist), Maria CELENG aus Lehars „Schön ist die Welt“ „Ich bin verliebt“ (ihr gut geführter Sopran wird voller und runder) und last but not least Jennifer O’LOUGHLIN, die immer wieder mit ihrer Bravourarie aus Donizettis „Linda di Chamounix“ „O luce di quest’anima“ den abendlichen Vogel abschießt, weil diese Koloraturstimme Höhe und Ausdruck bis in die Koloraturen hinein aufweisen kann.
Zu erwähnen wäre noch der bravourös dirigierte „Gold und Silber-Walzer“ von Franz Lehar, der Tanzerinnerungen der Internetzuseher erweckte, und dafür war Andreas Kowalewitz genau der Richtige. Um den Titel der abendlichen Veranstaltung zu erfüllen, gab es noch von Oscar Straus „Leise, ganz leise“ aus „Ein Walzertraum“, vorgetragen von Juan Carlos FALCÓN und Alexandros TSILOGIANNIS. Anke SCHWABE unterstützte so manchen Vortrag routiniert am Piano.
Eine Wiederholung des Abends würde man sich gerne wünschen – aber doch lieber im Theater selbst als im Internet. I.St.