Erstes Sonntagskonzert des Bayerischen Rundfunks – 11. Oktober 2020

Anstelle der konzertanten Aufführung von „Le Villi“ gab es an diesem Tag wegen Corona zweimal Konzertantes vom Verismo-Komponisten Puccini, von dem schließlich auch die zunächst angekündigte konzertant aufzuführende komplette Oper schließlich ist. Pech für den Bayerischen Rundfunk nicht nur deshalb, sondern dazu sagte auch noch Artist in Residence Krassimira Stoyanova wegen Krankheit ab, und es mußte dringlich Ersatz gesucht werden, den man mit Monica ZANETTIN fand, die mit bestgeschultem Sopran und ungewöhnlich starkem Ausdruck im Vortrag das Programm voll übernehmen konnte, und damit das Publikum voll auf ihrer Seite hatte. Besonders beeindruckte sie als Tosca, sie brachte mit dem Tenor Martin MUEHLE das Duett des 1. Akts ungeheuer ausdrucksstark nahezu szenisch zum Publikum, das ihr mit heftigem Applaus dankte, und dem sie noch die Arie der Liu aus Turandot als Zugabe schenkte; schließlich die letzte Oper von Giacomo Puccini, denn begonnen hat man mit Ausschnitten aus der erstkomponierten Oper des Komponisten, eben dieser opera ballo „Le Villi“, die sein Librettist Ferdinando Fontana nach der Erzählung „Les Willis“ von Alphonse Karr verfaßte. Diese erste Oper von Puccini wurde am 26. Dezember 1854 im Teatro Regio in Turin in der jetzigen Fassung zweiaktig aufgeführt. Die Willis sind die Seelen toter Frauen, die allesamt durch Verrat und Betrug zu Tode kamen, so auch die junge Anna in der Handlung der Oper, die von ihrem Verlobten Roberto betrogen wird und aus Gram starb.

Sehr gerne hätte man das hochmusikalische Werk in Gänze kennengelernt, aber Corona hat das leider verhindert, so daß man sich mit einigen Ausschnitten daraus zufrieden geben mußte, wo man wenigsten ein klein wenig in das Werk hineinschnuppern konnte. Dirigent des Abends war der Chef des Rundfunkorchesters selbst Ivan REPRUSIC, der mit dem Vorspiel aus dem 1. Akt der Oper begann und wie gewohnt Sänger und Orchester bestens durch den Abend führte.

Bei den Arien und Duetten aus dieser Oper glänzte auch der Tenor Martin Muehe, dessen Stimme eine ausgeprägte Italianitá ausweist, der in Ausdrucksstärke und Stimmfärbung wohl in allen großen italienischen Tenorpartien zu Hause sein kann und auch ist. Besonderen Eindruck erzeugte er mit „E lucevan le stelle“ aus „Tosca“, wo überhaupt noch Monica Zanettin mit „Vissi d’arte“ nach der Pause noch einmal einen besten Eindruck hinterließ.

Das Orchesterstück „Crisantemi“, daraus das Andante maestoso konnte Ivan Reprusic gut dem Publikum vermitteln, das corona-bedingt ausgedünnt und abstandhaltend im Parkett saß, was langsam deprimierend wohl auch für die Künstler wirken muß.
I.St.