Mit einer Liederabend-Sensation konnte sich der Bassist Günther GROISSBÖCK dem Wiener Staatsoperpublikum präsenttieren (der Zuschauerraum wirkte trotz coronabedingter Ausdünnung mit Plätzen zumindest bei Betrachtung im Internet einigermaßen gefüllt), zumal der Künstler mit seiner Pianistin Alexandra GOLOUBITSKAIA eine Liedbegleiterin zur Seite hatte, die voll auf die stimmliche Disposition des Künstlers, seine dazugehörige Vortragskunst und dazu noch auf die Gedanken der jeweiligen Liedkomponisten dazu in außergewöhnlicher Einfühlsamkeit eingehen konnte.
Im Programm hatten die beiden Vortragenden Lieder hauptsächlich von Franz Schubert, Carl Loewe und Gustav Mahler. Günther Groissböck präsentierte sich in außergewöhnlicher perfekter Vortragskunst gepaart mit einer dafür notwendigen Textverständlichkeit und Ausstrahlung in einer sehr guten stimmlichen Abenddisposition seinem Publikum, wobei man das Gefühl hatte, daß es ihm eine große Befriedigung und Freude war, endlich wieder vor einem Publikum zu singen. Herr Groissböck besitzt die Gabe, gerade bei Liederabenden die sogenannten Kleinen Opern – nämlich die Lieder – mit einer ihm eigenen Ausdrucksfähigkeit darzubringen. Jedes vorgetragene Lied, ganz egal von welchem Komponisten, konnte Herr Groissböck so interpretieren, daß man den jeweiligen Handlungsinhalt buchstäblich vor Augen hatte.
Bei den Schubert-Liedern, die meist nach Texten von J. Mayerhofer, auch von Johann Wolfgang von Goethe vom Komponisten vertont wurden, seien nur wenige aus dem perfekten Liedvortrag herausgegriffen, so der „Gondelfahrer“, das „Lied eines Schiffers“ und bei Johann Wolfgang von Goethe „Prometheus“ und „Grenzen der Menschheit“. Bei den Loewe-Liedern gefiel besonders „Die Uhr“ und voller Dramatik „Odins Meeresritt“, während bei Gustav Mahler der „Tambourgesell“ und „Urlicht“ in Erinnerung bleiben werden.
Als Zugabe dann erfolgte Wotans Abschied von Brünnhilde, eine Rolle, die Günther Groissböck hätte in 2020 in Bayreuth singen sollte, die er aber nun laut seiner Ankündigung in Wien 2021 vorstellen wird, seine große Wunschrolle. Noch eine Zugabe danach waren die „Grenadiere“ zu Ehren von Robert Schumann, dem Geburtstagskind (nach Günther Groissböck war „die Stimm‘ noch vorhanden“). Zur Untermalung seines gesamten Liedvortrags hatte sich der Künstler den Intendanten des Hessischen Landestheaters Wiesbaden Uwe Eric LAUFENBERG mit Zitaten von u.a. Bertolt Brecht, Friedrich Schiller zur Seite geholt, was diesen grandiosen Abend unvergeßlich abrunden konnte.
Beide Zugaben wie überhaupt das ganze Recital wurden mit heftigem Applaus der Anwesenden belohnt, ein Abend, von dem man zehren kann, und bei dem man einen großen Liedsänger erleben konnte. I.St.