Talks im Staatstheater am Gärtnerplatz München während der Corona-Zeit
Im 2. Aufzug, der unter dem Motto „Viva la Opera – Über die Leidenschaft zu einer seltsamen Gattung“ bestellte sich Intendant Josef E. Köpplinger weitere Ensemblemitglieder wie die Koloratursopranistin Jennifer O‘LOUGHLIN, den Tenor Lucian KRASZNEC und den Bariton Mathias HAUSMANN auf die Bühne des Staatstheaters am Gärtnerplatz, um das faszinierende Wesen der Oper aus Sicht der meist titeltragenden Hauptprotagonisten der Oper zu ergründen. Seit dem 16. Jahrhundert, dem Beginn der Oper, haben 321 Komponisten, davon 18 Frauen (das müsse unbedingt verbessert werden – Intendant Köpplinger) sich in unsterblichen Werken verewigt, wobei die meist gespielte Oper die „Zauberflöte“ wäre. Auf der Liste der Uraufführung stünde ohnehin das Staatstheater am Gärtnerplatz an 1. Stelle. De meisten an Opernhäusern gespielten Komponisten sind Mozart, Verdi und Puccini. Dies berichtete wiederum zur Einführung der Chef des Hauses in seiner launigen Moderation während des ganzen Abends, der auf sein Ensemble, das sich „wie in einer Familie zu Hause“ fühlt (Jennifer O’Loughlin) immer wieder eingeht und es einfach in seiner Gesamtheit „glücklich“ machen will.
Es herrscht – Anmerkung der Rezensentin – auch eine familiäre Atmosphäre generell, die man schon beim Betreten des Hauses spürt. Alle anwesenden Künstler, die sich auch live oder per Video aus ihrem Repertoire vorstellen konnten, berichteten über ihre ersten Eindrücke der Musik, wo sie sich dann für eine Bühnenlaufbahn entschieden haben. Bei der Amerikanerin Jennifer O‘Loughlin war es die Berührung mit Liedern seit ihrer Kindheit (ihre Karrierestationen führten sie auch an die Mailänder Scala und an die Covent Garden Opera, dazu ist sie Maria-Callas-Preisträgerin), bei dem in Rumänien geborenen Lucian Krascznec war es die Großmutter, die den Viereinhalbjährigen schon zur Musik führte durch ein Singen des „Vater Unser“ in der Kirche und dann später ein für ihn einschneidendes Erlebnis mit einem völlig unbekannten Bassisten, der die Biblischen Lieder auf die Bühne brachte, und Mathias Hausmann, der sich schon als Kind für den Orchestergraben stark interessierte. Dieses Interesse und die dazugehörige Stimme brachten ihn dann als Bariton auf die Bühne.
Unterschrieben von allen Anwesenden: Oper ist eine Erfahrung, die süchtig macht, man merkt als Sängerdarsteller, wie es sich anfühlt, vor Publikum auf der Bühne zu stehen, was auch den jeweiligen Applaus betrifft, den man zwar sehr genießt, der aber auch nach einer Arie eine ergriffene Stille nicht nur beim Publikum auslösen könne (Mathias Hausmann). Noch mehr kann man von den Meinungen von Intendant und anwesenden Künstlern, auch über den Gesang bei Operetten erfahren, wenn man auf die Webseite des Staatstheaters am Gärtnerplatz mit den entsprechenden links hineingeht.
Alle anwesenden Sänger, die im übrigen exzellent am Klavier begleitet wurden von Anke SCHWABE, brachten teils live und auf Video Ausschnitte aus ihrem umfangreichen Repertoire aus Aufführungen des Hauses dar, live erlebte man Jennifer O’Loughlin in einer, wie sie meinte, ihrer eindrucksvollsten Rollen, nämlich der Donna Anna aus Mozarts „Don Giovanni“ „Non mi dir, bell‘idol mio“, die sie wieder einmal in äußerst ausgefeilter Form vortragen konnte, und Lucian Krasznec und Mathias Hausmann sangen „Au fond du temple saint“ aus den „Perlenfischern“ von Georges Bizet, was in ihrer sängerischen Harmonie der beiden Stimmen die Gier nach einer szenischen Aufführung im Haus entfachte.
Den Vogel aber zugleich schoß ein weiteres Ensemblemitglied des Hauses ab, nämlich der Tenor Gyula RAB, der eine sängerisch hochqualifizierte Tenorarie darbot, nämlich „Ah!Mes amis, quel jour de fète“ aus „La fille du régiment“ von Donizetti, denn immerhin weist diese Arie ungewöhnlich viele hohe Cs aus. Ihn zu engagieren war wohl ein weiterer Glücksmoment. An Videos gab es Ausschnitte aus „Don Giovanni“, „Martha“ und „Somnambula“, alles Produktionen des Hauses.
Wie nun alle Sänger die spiellose Zeit verbringen: Jennifer O’Loughlin studiert Partituren und treibt Sport und richtet sich dafür zu Hause auch dafür Geräte ein, Lucian Krascnec bastelt und treibt homeworking, während sich Mathias Hausmann mit Sport und Büchern beschäftigt. Wann dürfen sie wieder für uns auf die Bühne? I.St.