Talks im Staatstheater am Gärtnerplatz München während der Corona-Zeit
Eine interessante Folge von Talks bietet das Staatstheater am Gärtnerplatz in München nun jede Woche am Donnerstagabend ihrem Publikum an, wo es die Künstler aus dem Ensemble mit ihren Ansichten über viele Dinge des Theaters, sozusagen aus ihrem Nähkästchen plaudernd, vorstellt.
In der ersten Folge nun mit dem Titel „Liebe auf der Bühne – vom seelischen und musikalischen Striptease vor Publikum“ plauderten unter der launigen Moderation des Intendanten Josef E. KÖPPLINGER selbst Brigitte FASSBAENDER, die schon familiär bedingt ein sogenanntes „altes Bühnentier“ mit Erfahrungen ist, wo sie quasi alle Rollengefühlsregungen auf der Bühne darstellen konnte und die auch schon drei Inszenierungen dort übernahm („Don Pasquale“, „La Cenerentola“ und zuletzt „Der junge Lord“), die Sopranistin Camille SCHNOOR und der Tenor Daniel PROHASKA, wobei diese Gesangsinterpreten noch unterstützt wurden von Anna-Katharina TONAUER, und neu im Ensemble frisch von der Hochschule Daniel GUTMANN, jeweils natürlich am Piano begleitet von Ekatarina TARNAPOLSKAJA und Kapellmeister Oleg PLASHNIKOV.
Sehr eindrucksvoll schilderten alle Diskussionsbeteiligten ihre Erfahrungen mit Bühnenpartnern, wobei immer wieder zum Ausdruck kam, daß man seine Emotionen, die die Rolle verlangt, am besten auf der Bühne ausleben kann, wenn man den Partner mit seinen Eigenheiten kennt, auch seine Schwächen, (Brigitte Fassbaender „man muß ihn im wahrsten Sinne des Wortes riechen können – man betritt immer wieder Neuland“) wobei es manchmal auch schwer falle, nach einer Vorstellung sich wieder lösen zu können (Daniel Prohaska). Diese Affinität bezieht sich nicht nur auf Künstler zum Publikum und umgekehrt, sondern auch Künstler zum Komponisten, so bezeichnet Brigitte Fassbaender den Komponisten Rossini und seine Musik als Klassik-Disco, wobei zur Untermalung Anna-Katharina Tonauer das Schlußrondo aus Rossinis „La Cenerentola“ wie stets bestens disponiert zum Besten gab.
Camille Schnoor, deren Lieblingspartie die Donna Elvira im „Don Giovanni“ ist, und die immer wieder die Stille nach ihrer Arie genießt, da sie sich hier mit sich hier mit dem Publikum stark verbunden fühlt und die mit Daniel P:rohaska in vielen Produktionen auf der Bühne u. a. in einer Uraufführung des „Liliom“, konnte sich diesen obigen Meinungen nur anschließen und zur Bekräftigung gaben beide Künstler Ausschnitte aus ihren gemeinsamen Auftritten zum besten, wie „Lippen schweigen“ aus „Die lustige Witwe“ und ein Liebesduett aus Emmerich Kálmáns „Faschingsfee“, für letzere gab es sogar einen Preis der „Deutschen Grammophon“ für das gesamte Auftritts-Ensemble.
Von Daniel Prohaska gab es noch „Zuaschaun konn i net“ aus dem „Weißen Rössl“, seiner Paraderolle des Leopold, wobei das Gefühl der Eifersucht und Enttäuschung er einstmals besonders gut herausarbeiten konnte. Besonders eindrucksvoll ist noch der Auftritt des jungen Baritons Daniel Gutmann, der sich mit der Arie des Harlekin aus Richard Strauss „Ariadne auf Naxos“ „Liebe, Hassen, Hoffen“ vorstellte, womit sich alle Gefühle auf der Bühne vorstellen konnten. Besonders beeindruckend war noch Camille Schnoor mit der Arie der Manon aus Puccinis „Manon Lescaut“, wo eine Sopranistin immer wieder zu punkten vermag, da sie hier ihre Emotionen voll ausleben kann.
Alles in allem kann man von diesen donnerstäglichen Aufführungen von einer Bestidee des Intendanten Josef E. Köpplinger sprechen, die opernlose Corona-Zeit für Künstler und Publikum ein klein wenig zu überbrücken mit solch interessanten Gesprächsmotiven.