Seit Kurzem findet man im Internet eine glanzvolle Aufführung der Oper Rom von Giuseppe Verdis musikalischer Spitzenhand komponiert dieses leider auf deutschen Bühnen so selten gespielte Werk, das für Spitzensänger eine große stimmliche Herausforderung darstellt, da es solistische Glanzarien, Duette und Terzette am laufenden Band enthält.
Die Handlung des Werks spielt in der Zeit, als Karl V. von Spanien von dort fast ganz Europa regierte, als Don Carlo erscheint er auch in der Oper und wird in Aachen gekrönt, wobei die Rahmenhandlung (drei Männer Ernani, Don Carlo und Don Ruy Gomez de Silva umwerben eine Frau Elvira, die ihrerseits aber nur dem Titelhelden ihr Herz schenkt) selbstverständlich nichts mit der realen Historie zu tun hat. Eine große Rolle spielt hier ein Horn, bei dessen Erklingen sich der Titelheld bei seiner Hochzeit mit Elvira infolge eines Schwurs selbst töten muß.
Ernani, bei Beginn der Oper ein Bandit, ist ein verstoßener Adeliger, dessen Vater von einem Mitglied der spanischen Königsfamilie getötet wurde und der in dieser Person um die Wiederherstellung seiner Titel und Ehre kämpft, was ihm auch am Schluß der Oper gelingt. Rache in allen Facetten tritt in der Handlung der Oper in den Mittelpunkt. Diese basiert auf einem Drama von Victor Hugo aus dem Jahre 1830, wobei für Verdi hier Francesco Maria Piave das Libretto schrieb, uraufgeführt wurde das vieraktige Werk 1844 im Teatro La Fenice in Venedig. Man munkelt, daß Verdi mit seinem Librettisten hier dem illegitimen Sohn von Karl V. Juan d‘Austria ein Denkmal setzen wollte.
Nun sah man wenigstens im Internet dieses großartig durchkomponierte Werk in einer glücklicherweise traditionellen Inszenierung von Hugo de ANA, der zugleich auch Bühnenbild und Kostüme übernahm, damit konnten Sänger und Publikum sich voll in die Realität der Handlung einfühlen. Es fällt auf bei Auffindung gespielter Werke aus italienischen Theatern, daß diese sich endlich von modernen Regieauffassungen trennen und traditionell inszenieren lassen.
Wiederum war es Riccardo MUTI am Pult, dessen meisterliche Dirigate die Musik des Komponisten beherrschen, der auch damit immer wieder Publikum und sogar sein – wie selten der Fall – ORCHESTER zu Begeisterungsstürmen hinreißen läßt, so geschehen zu Beginn und beim Schluß-Beifall. und der dazu auch die Sänger zu Höchstleistungen anspornen kann.
In der Titelrolle erlebte man wieder Francesco MELI, dessen tenorale besten Fähigkeiten sich bereits in seiner Auftrittsarie ankündigen konnten. Als Don Carlo (Karl V.) präsentierte sich bestens der Bariton Luca SALSI, der besonders perfekt seine große Arie des 3. Akts zum Publikum bringen konnte. Als Don Ruy Gomez de Silva konnte Ildar ALDRAZAKOV wiederum voll seine große Sängerpersönlichkeit in bassistischer Perfektion zeigen.
Tatjana SERJAN zeigte ebenso in ihrer Auftrittsarie der Elvira, daß sie zu den Spitzensopranistinnen der Opernwelt gehört. Die kleineren Partien wie Simge BÜYÜLEDES als Giovanna, Antonello CERON als Don Riccardo und Gianfranco MONTRESOR als Jago waren rollengemäß besetzt. Wiederum fällt auf, daß die Einstudierung des CHOR DER OPER ROM von Roberto CABBIANI ersteren zu Bestleistungen führt, denn dieses Werk enthält auch sehr viele Chorszenen wie das Trinklied des 1. Aktes. Es gab auch mittelalterliche Tanzszenen, die von Leda LOJODICE einstudiert, sehr gut zum Publikum kamen.
Was nun das Gute an dieser Corona-Zeit ist, daß Internet-Inhaber in der glücklichen Lage sind, Aufführungen aus aller Welt zu sehen und zu hören. Ob das aber auf die Dauer befriedigend ist? Und was machen die Internetlosen? Müssen diese für immer auf Oper und Theater verzichten? I.St.