„Tosca“ – 15. Februar 2020

Über diese Inszenierung von Luc BONDY, die schon einige Zeit an der Bayerischen Staatsoper läuft, im Übrigen auch fast parallel zu einer ebenso ansprechenden Inszenierung am 2. Münchener Opernhaus, dem Staatstheater am Gärtnerplatz, ist schon viel geschrieben worden, und es mag aus diesem Grunde nur auf die musikalische Seite eingegangen werden.

Anja HARTEROS war wieder die Interpretin der Titelfigur, die sie wiederum in bester Disposition in Stimme und Darstellung auf die Bühne brachte, sie feilt ihre Rolle immer mehr aus und mag wohl in ihrer Darstellung der unglücklichen Sängerin zu den besten Interpretinnen dieser Partie derzeit zählen. Ihr „Vissi d’arte, vissi d’amore“ hat man immer wieder in dieser Perfektion in den Ohren. Da sie in dieser Partie immer wieder neue Tenorpartner hat, war es dieses Mal Publikumsliebling Joseph CALLEJA als Mario Cavaradossi, der diese seine Partie mehr als Freiheitskämpfer, denn als Liebhaber auf die Bühne brachte. Schon zu Beginn in seiner Auftrittsarie zeigte er eine gute stimmliche Disposition, die die tenorale Höhe im 2. Akt beim „Vittoria,vittoria“ besonders ausleben konnte (warum halten sich die Tenöre in dieser Partie nie an das Libretto und singen „Gloria-Vittoria“, erklimmen sie dadurch besser die Höhe, die diese Textstelle verlangt?). „E lucevan le stelle“ erklang wohl partiturgerecht.

Ungewohnt in der Partie des Scarpia war Erwin SCHROTT, sein mehr zum Baß neigender Baßbariton konnte zwar diese Partie mühelos gesanglich bewältigen, auch seine Darstellung zeigte eine verstärkte Brutalität gerade in den Szenen mit Tosca im 2 Akt, konnte aber den bigotten Heuchler (1.Akt) nicht intrigant genug herausarbeiten. Die Rollenausarbeitung des Mesners, unterwürfig und total der Kirche ergeben, gelang an diesem Abend besonders Martin SNELL aus dem Ensemble der Bayerischen Staatsoper, der noch dazu diese seine Rollenauffassung perfekt in seinen Szenen des 1. Aktes ausleben konnte.

Bálint SZABO zeigte eine rollengerechte Darstellung des unglücklichen Angelotti, während Kevin CONNERS und Christian RIEGER bewährte Darsteller der Polizeischergen Spoletta und Sciarrone waren und sind. Die kleine Rolle des Gefängniswärters lag in den Händen von Christian VALLE, der wiederum in der Todesszene des Cavaradossi so unglücklich auf der Bühne stand (Hinweis für die Abendregie), so daß der sterbende Cavaradossi nicht zu sehen war. Ein leider nicht mit Namen genannter guter SOLIST DES TÖLZER KNABENCHORS verkörperte die Stimme des Hirten im 3. Akt.

Andrea BATTISTONI dirigierte das BAYERISCHE STAATSORCHESTER verismogerecht und führte die Sänger gut durch den Abend, während Stellario FAGONE CHOR und KINDERCHOR DER BAYERISCHEN STAATSOPER wie stets bestens im Griff hatte.

Eine gute Repertoire-Aufführung an der Bayerischen Staatsoper.
I.St.