Diese Koproduktion mit der English National Opera London kam nach einigen Jahren der Vergessenheit – einstmals in der Titelrolle Rolando Villazon – wieder auf die Bühne der Bayerischen Staatsoper. Offenbar war dies der Beitrag unseres Opernhauses zum 200. Geburtstag des großen außergewöhnlichen Komponisten Jacques Offenbach.
In der Titelrolle an diesem Abend der vielseitig tätige Tenor Michael SPYRES, der sich nicht nur stimmlich in bester Disposition befand, sondern auch die Rollengestaltung dieser zerrissenen Träumerfigur bestens auf die Bühne brachte. Dazu kamen sehr viele neue Sängerdarsteller, die in dieser Produktion an der Bayerischen Staatsoper debütieren konnten, wie beispielsweise Nina MINASYAN als Olympia mit einem gutgeschulten Koloratursopran, Sarah-Jane BRANDON als Antonia, deren sängerische Darstellung herausragend war, sowie Simona MIHAI als Giulietta, der mit Michèle LOSIER als Muse/Nicklausse eine sängerisch perfekte Barcarole gelang. Michèle Losier war an der Seite von Michael Spyres eine Bestwahl für diese Partie. Serena BUCHNER als Stella in ihrer stummen Rolle konnte sich in die Damenriege gut einfügen.
Die Inszenierung von Richard JONES war sehbar und verständlich, so daß man sich voll auf das Musikalische konzentrieren konnte. Die verschiedenen Liebeserlebnisse des Hoffmann, ließ Richard Jones durch Rauchschwaden aus Pfeifen zwischen den fünf Akten immer wieder ankündigen, was die Szenerie auflockerte. Jacques Offenbachs Werk mit dem Libretto von Jules Barbier ist ja immerhin eine Opèra fantastique und stellt die Liebesträume eines dem Alkohol verfallenen Dichters dar.
Einige Rollen waren mit demselben Sängerdarsteller besetzt, somit konnte nicht nur Alex ESPOSITO als Lindorf/Coppelius/Dapertutto/Miracle alle diese Figuren mit einem teuflischen Baß-Bariton ausstatten, sondern auch darstellerisch für das Diabolische sorgen, sowie auch Kevin CONNERS als Cochenille in Frauenkleidung, Pitichinaccio und Diener Frantz darstellerisch glänzen, und es gelang ihm auch eine ungewöhnlich gute Färbung in seiner Frantz-Arie. Ulrich REß als Spalanzani, Manuel GÜNTHER als Natanael, Boris PRÝGL als Hermann, Christian RIEGER als Schlémil, George VIRBAN als Wilhelm sowie Martin SNEL Lals Crespel und Luther (der eine besonders gute Rollenauffassung in jeder Figur zeigte) fügten sich bestens in gesanglicher Darstellung ein.
Die musikalische Leitung hatte an diesem Abend Constantin TRINKS, der routiniert das BAYERISCHE STAATSORCHESTER durch den Abend führte, die Choreinstudierung lag wieder in den besten Händen von Stellario FAGONE.
Alles in allem ist zu bemerken, daß alle an dieser Inszenierung Beteiligten wie Giles CADLE (Bühnenbild) und Buki SHIFF (Kostüme) zu deren guten und sehbaren Gelingen beitrugen. I.St.