Ein Sängerfest unter einem einfühlsamen Dirigat von Adam FISCHER erlebte das Münchener Opernpublikum quasi zum Einstand in diese interessante Spielsaison an diesem Abend. Adam Fischer konnte das BAYERISCHE STAATSORCHESTER nicht besser in seiner bewährten Hand durch den Abend führen, was auch auf die Sängerführung zutrifft, die dadurch den Abend zu einem ganz besonderen machen konnte.
Die Inszenierung des von Giuseppe Verdi vertonten Shakespeare-Dramas oblag Amélie NIERMEYER, sie paßt sich zwar im Großen und Ganzen dem Libretto von Arrigo Boito an, weist aber doch einige Unverständlichkeiten auf. Da offenbar in den meisten derzeit auf Opernbühnen zu sehenden Inszenierungen des „Otello“, und hier dieser entgegen dem Libretto des Dramas als Weißer dargestellt wird – immer wieder taucht im Libretto das Wort „Mohr“ auf, und er ist auch als solcher bekannt – ist er hier als hellhäutiger Marokkaner o.ä. dargestellt, dessen andersartige Mentalität hier voll zum Tragen kommt. Das Handlungsdrama spielt auch in der Jetztzeit. Warum getrauen sich die Regisseure solcher Werke auch in der heutigen die Zeit die Figuren nicht librettogerecht auf die Bühne zu bringen? Dazu kommt, daß schon im 1.Akt mit sehr viel Feuer gespielt wird, ob es Regie war, eine Statistin mit brennendem Arm zum Entsetzen des Publikums auf die Bühne zu bringen, mag dahingestellt bleiben. Und warum mußten sich die männlichen Protagonisten zum Teil bei der Verehrungsszene der Desdemona in Frauenkleider begeben?
Von der musikalischen Seite wie schon geschrieben war dieser Abend ein Gewinn durch Dirigat und Sänger für die Bayerische Staatsoper. In der Titelpartie erlebte man einen Jonas KAUFMANN, bestdisponiert wie schon lange nicht, in der Darstellung dieser Figur mit ausgezeichnetem Einfühlungsvermögen, dazu als Desdemona wiederum in Bestleistung Anja HARTEROS mit ausgefeilten perfekt vorgetragenen Soprantönen mit Beststeigerung gerade in der großen Schlußszene der Desdemona mit dem „Lied von der Weide“ und ihrem Gebet. Dazu kommt noch eine Baritonentdeckung für die Bayerische Staatsoper, nämlich Claudio SGURA als Jago, dämonischer und nahezu teuflisch kann man mit stimmlicher Perfektion wohl diese Figur nicht auf die Bühne bringen. Mit ihm war das Publikum sehr einverstanden, was der tosende Schlußapplaus für ihn bewies.
Alle weiteren Rollen waren mit bestdisponierten Stimmen besetzt, so Cassio mit Evan LeRoy JOHNSON, Roderigo mit Galeano SALAS, in bester Abendform Tareq NAZMI als Lodovico und ebenso die kleinen Partien mit Milan SILJANOV als Montano, Markus SUIHKONENals Herold sowie Katarina BRADIC als Emilia. CHOR und KINDERCHOR DER BAYERISCHEN STAATSOPER lagen wieder in den bewährten Händen von Stellario FAGONE. I.St.