Wer in den nächsten zwölf Monaten nach London kommt, sollte sich „Six“ nicht entgehen lassen. Das Musical von Toby Marlow und Lucy Moss über die sechs Königinnen von Heinrich VIII., die miteinander in Wettstreit treten, am Ende jedoch feststellen, daß sie zwar eines gemeinsam haben, nämlich mit demselben Mann verheiratet gewesen zu sein, aber er ohne sie eigentlich nie so berühmt geworden wäre.
Jede Königin hat ihren eigenen Song, die von Pop über R&B, Soul bis zur Power Ballade reichen, ihre gemeinsamen Songs sind voller Unmittelbarkeit, jeder einzelne hat Ohrwurmqualitäten. Wir sind 2018 beim Edinburgh Fringe Festival auf das Stück gestoßen, das es dann ohne großartige Änderungen ins Londoner West End geschafft hat.
Die Vorstellung war ausverkauft, viele Frauen und sehr junge Mädchen waren im Publikum, die bei diesem feministischen Geschichtsunterricht mit Witz voll mitgehen.
Man weiß auch nicht wirklich, wem man am Ende die Krone aufsetzen soll: Grace MOUATs souliger Catherine of Aragon, Millie O’CONNELLs geschickt die Naive spielender Anne Boleyn, Courtney STAPLETONs nur scheinbar zurückhaltender Jane Seymour, Vicki MANSERs amüsant vulgärer Anne of Cleves, Aimie ATKINSONs Katherine Howard mit ungeahnten Tiefen oder Maiya QUANSAH-BREED als Catherine Parr, Stimme der Vernunft? Sie sind alle großartig, jeweils alleine und vor allem gemeinsam.
Dazu kommt dann auch noch die rein weibliche Band, im Programm als „Ladies in waiting“ benennt, die das Ganze auf hohem Niveau musikalisch begleiten.
Hingehen, anschauen, wer auch nur einen Hauch von Interesse an der Geschichte der Tudors hat, wird ebenso gut unterhalten wie jemand, der einfach nur ein bißchen Spaß haben will… MK