Opernstudio der Bayerischen Staatsoper
Die beiden Kompositionen – „Iolanta“ von Peter I. Tschaikowsky und „Mavra“ von Igor Strawinsky – zusammen in einem Stück auf die Bühne zu bringen, war eine gelungene Inszenierungsidee von Axel RANISCH, da nicht nur Strawinsky seinen Kollegen Tschaikowsky sehr verehrte, sondern sich die Musik der beiden so vereinen läßt, so daß man zweifelsfrei die musikalischen Kompositionen unverwechselbar gut erkennen konnte, so daß man dieses Wagnis mit gutem Gewissen als gelungen bezeichnen kann.
So kam die Oper „Iolantha“ inhaltlich komplett auf die Bühne (der König versteckt seine blinde Tochter vor der Außenwelt, in diese Scheinwelt dringt der versprochene Bräutigam mit seinem Freund ein, der Freund verliebt sich in die blinde Tochter, die sich durch die Liebe zu ihm als sehend ausgibt, er aber blendet sich selbst, um ihr vereint zu bleiben), während sich dazwischen immer wieder die etwas farblose Handlung der „Mavra“ in Form von Tierfiguren einschleicht, die als Spielgefährten der Iolanthe neben ihren Puppen dienten. Bühne und Kostüme paßten sich sehr gut der Handlung an, man kann hier durchaus von einem Opernhighlight nicht nur für die Jugend sprechen.
Die musikalische Leitung an diesem Abend lag in den Händen einer jungen aufstrebenden Dirigentin, nämlich Alevtina IOFFE, die die Musiker des BAYERISCHEN STAATSORCHESTERs bestens durch den Abend führte, das in reduzierter Form spielte, und gerade auch, weil sie in der musikalischen Verbindung der beiden Komponisten den sprichwörtlichen Nagel auf den Kopf traf.
Es war ein Abend der Jugend, wie schon erwähnt, denn es traten nicht nur die jungen Sänger des Opernstudios auf, sondern daneben auch der KINDERCHOR DER BAYERISCHEN STAATSOPER unter der bewährten Einstudierung von Stellario FAGONE.
Dem Opernstudio der Bayerischen Staatsoper kann man nur für seine jungen Mitglieder gratulieren, die sich in beiden Opern bestens dem Publikum bekannt machen konnten. So traten in der Reihenfolge des Programmheftes in „Mavra“ in einer bereits perfekten Bühnenreife Anna EL-KASHEM als Parascha auf, ihr zur Seite als Liebhaber Wassili Freddie De TOMMASO in guter Stimmverfassung sowie als Mutter die Mezzsopranistin Noa BEINART in ebenfalls bester Abendform auf, die sich auch in „Iolantha“ als Marta bestens vorstellen konnte, und der man eine zukünftige große Opernkarriere voraussagen kann.
Natalia KUTATELADZE fügte sich bestens ein, während die Hauptfigur der Iolantha mit der lieblichen bestens gebildeten Sopranstimme von Mirjam MESAK besetzt war, die Puppen spielend von Anfang bis Ende auf der Bühne war. Die Stimmen von Markus SUIHKONEN als König René und Boris PRÝGL waren für ihre Partien bestens ausgewählt, ebenso Ogulcan YILMAZ als Arzt Ibn-Hakia und Caspar SINGH als Amerik. Dazu darf sich auch Oleg DAVYDOV als Bertrand zählen.
Besonders zu erwähnen ist hier der chinesische Tenor Long LONG als Vaudémont, den man bisher nur ein Kleinstrollen an der Bayerischen Staatsoper erleben konnte, und der hier einen ausdrucksstarken bestgeschulten Tenor vorstellen konnte gepaart mit einem starken Einfühlungsvermögen für seine Rolle. Anais MEJIAS als Brigitta und wiederum Natalia Kutateladze fügten sich sehr gut ein. In der stummen Rolle im Rollstuhl trat Nora BOLLMANN als Patriarchin auf.
Dieser Abend zeigte die Fülle an sehr guten Stimmen des Opernstudios der Bayerischen Staatsoper auf, es darf weiterhin solch hervorragender Leistungen entgegengesehen werden. I.St.