Mit diesem Auftragswerk, einer Revueoperette von Thomas Pigor nach dem Roman von Erich Kästner mit der Musik von Konrad Koselleck, Christoph Israel, Benedikt Eichhorn und Thomas Pigor – bewies das Staatstheater am Gärtnerplatz, daß auch in der heutigen Zeit die Möglichkeit einer Neukreation einer Operette besteht, zumal, wenn sie so auf die Bühne kommt, wie in dieser launigen Inszenierung vom Intendanten Joseph E. KÖPPLINGER selbst.
Herr Köpplinger hielt sich hier bewußt ganz an den berühmten Roman von Erich Kästner, der die Arbeitssituation in Deutschland im Jahre 1933 aufzeigt, das und andere Dinge ja wohl zum Beginn der Nazi-Herrschaft führten. Die Romanfiguren und letztlich auch die drei Bühnenfiguren stammen aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Stellungen, ein reicher Geschäftsmann, der Preisausschreiben veranstaltet, anstelle Arbeitssuchende einzustellen, schickt deren Gewinner alljährlich bei den Weihnachtsfeiern seiner Firma in ein vornehmes Ski-Hotel in Österreich, so auch die Handlungsfigur des Dr. Hagedorn, reist aber selbst als 2. Preisgewinner Schulze dorthin, zusammen allerdings mit seinem Diener Johann Kesselhuth. Somit ergibt sich der Titel des Romans und auch der Operette, in welcher sich Verwechslungen, Verstrickungen ergeben, die sich am Ende lösen, und die richtigen Paare zusammenfinden.
Herr Köpplinger legte in seine Inszenierung so manchen Gag hinein, so gefiel mir besonders die Szene der Preisverleihung in der weihnachtlich geschmückten Firmenhalle und ganz besonders der Skikurs und die Schneemannszenen. Buch, Liedtexte und Musik stammten, wie schon geschrieben, hauptsächlich von Thomas Pigur, Konrad Koselleck, Benedikt Eichhorn und dem schon verstorbenen Christoph Israel, die Songs des letzteren wurden sehr gut in das Werk eingebaut, und trugen ebenfalls einen erheblichen Anteil bei zum musikalischen Gelingen dieses Werks. Die jeweiligen Songs, Auftrittslieder, Duette und Terzette könnten sogenannte Publikumsrenner werden, Songs z.B. wie „Schulze, es ist immer ein bisserl das Herz dabei“, „Ich pass‘ mich an“, „Panorama der Sünde“ und „Komm unter die Laterne, süße kleine Subalterne“ usw. den jeweiligen Interpreten des Abends bestens zugeschrieben und von diesen publikumswirksam vorgetragen wie Erwin WINDEGGER als Eduard Tobler, Armin KAHL als arbeitssuchender Dr. Hagedorn.
Eine besonders herausragende Leistung erbrachte hier wieder einmal Sigrid HAUSER als abenteuerlustige Frau Calabré und Eduard WILDNER als Portier Polter. Als Hilde Tobler tat und gab Julia KLOTZ ihr Bestes, obwohl sie sich wegen eines Erkältungsanfalls nach der Pause nur sprechend auf der Bühne bewegen konnte. Der 3. Mann im Schnee, der sich nur für Männer interessierende Kammerdiener Kesselhuth wurde von Alexander FRANZEN rollengerecht auf die Bühne gebracht, ebenso erbrachte wieder einmal Dagmar HELLBERG eine sehr gute Studie der Hausdame bei Toblers. Hoteldirektor Kühne wurde rollengerecht von Frank BERG dargestellt, ebenso der sich für Männer interessierende Skilehrer Toni Graswander von Peter NEUSTIFTER, der auch wie viele andere Protagonisten des Stücks sich in mehrere Figuren verwandelte.
Jeder dieser Verwandlungskünstler gab sein Bestes in seiner Rolle, ebenso war CHOR und vor allen Dingen herausragend der KINDERCHOR DES STAATSTHEATERS AM GÄRTNERPLATZ, einstudiert war ersterer von Felix MEYBIER und letzterer von Verena SARRÉ, trugen erheblich zu dieser gelungenen Inszenierung bei. Andreas KOWALEWITZ bewies wie stets eine glückliche Hand beim Dirigieren gerade solcher unbekannten musikalischen Werke.
Eine Gratulation dem Staatstheater am Gärtnerplatz, vor allen Dingen seinem Intendanten für diese so geglückte Inszenierung und Aufführungsidee, denn das Stück sollte sich in dieser Form auf weiteren Bühnen halten können. I.St.