Das kaum auf den Bühnen gespielte unvollendete Werk Mozarts kam in konzertanter Form im Prinzregententheater München im Rahmen des 3. Münchener Sonntagskonzerts zur Aufführung. Constanze Mozart fand es in den abgelegten Noten von Mozart nach dessen Tode und bot es dann einem Musikverlag (Breitkopf und Härtel) zum Kauf an. Es handelt sich bei diesem Werk um ein Deutsches Singspiel in 2 Akten mit der Textfassung nach dem „Bozener Textbuch“ und dem Libretto-Fragment von Johann Andreas Schachtner, bearbeitet von Werner Oehlmann, sowie nach einer Textvorlage von Anton Rudolph, dem sehr gut gestalteten Abendprogramm entnommen. Mit dem Untertitel „Das Serail“ – wenn vom Komponisten zu Ende komponiert – wäre es sicher zur Aufführung gelangt, denn zur damaligen Zeit waren Musikwerke, die im Orient spielten, sehr beliebt.
Mit der später komponierten Oper Mozarts „Die Entführung aus dem Serail“ hat das Werk – wie viele irrtümlich annehmen, überhaupt nichts zu tun. Nur die Figur des Osmin erscheint hier in einem kurzen aber sehr beeindruckenden Auftritt mit der sogenannten Lacharie, und diese wurde von Levente PÀLL zur Freude des P:ublikums perfekt gesungen und dargestellt, allerdings die Figur des Sultans, der Zaide gefangen hält, hat im Gegensatz zur später komponierten „Entführung“ in dieser Oper Gesangseinlagen, die von Jörg SCHNEIDER in tenoraler Bestdisposition gestaltungsgerecht interpretiert wurde. Hier könnte man auf die Idee kommen, das Werk mit der allbekannten „Entführung“ zu vergleichen und als Vorgänger dieser Oper anzunehmen.
Da bei Auffindung des Werks keine Ouvertüre komponiert gefunden wurde, wurde an diesem Abend der erste Satz aus W. A. Mozarts „Posthorn“-Serenade KV 320, nämlich das Adagio maestoso – Allegro con spirito vom MÜNCHNER RUNDFUNKORCHESTER unter der sehr guten Leitung von Rinaldo ALESSANDRINI zu Gehör gebracht, der insgesamt Sänger und Orchester bestens durch den Abend führte.
Das Werk begann schon mit langen Monologen und Dialogen, die sich im ersten Teil des Werks mit kurzen musikalischen Passagen unterbrechen ließen, dazwischen aber konnten sich die Rolleninterpreten doch mit einigen sehr gut gesungenen Arien präsentieren. Der Tenor Jeremy OVENDEN als Gomatz hatte aber dann doch in seiner sogenannten Bildnisarie die Möglichkeit, eine gute tenorale Abendform vorzustellen, Miah PERSSON als Zaide folgte und hatte mit ihrem lyrischen bestdisponierten Sopran in der Titelrolle, gerade in der Schlußarie, eine enorme Steigerung zu bieten. Nikolay BORCHEY in der Rolle des wiedergefundenen Vaters Allazim der beiden Zaide und Gomatz (beide Bruder und Schwester hatten ja einen anderen Geburtsnamen – gerade dieser Schluß löste beim Publikum großes Amusement aus) wurde von diesem mit fast allzu lyrischem Bariton für diese Rolle gut verkörpert.
Aus dem Chor des Bayerischen Runfunks hörte man in Kleinstpartien die Stimmen Q-Wan HAN, Lorenz FEHENBERGER, Andreas HIRTREITER, Andreas MOGL, Wolfgang KLOSE und Werner ROLLENMÜLLER, die sich gut in das ganze Aufführungskonzept einfügen konnten. Alles in allem – man spürt Mozarts Gedanken, daß er dieses Werk sozusagen ad acta gelegt hat, obwohl es musikalisch von ihm bestens betreut wurde. I.St.