Gegen Ende der Opernfestspiele 2018 hatte man wieder die Gelegenheit, Verdis „großen Totentanz“ in französischer Sprache zu hören zu sehen, die Uraufführung war am 13. Juni 1855.in Paris. Die Inszenierung oblag Antú ROMERO NUNES, der die ganze Bühne mit einer Plastik-Industrieplane in Dunkelheit und Schwärze tauchte (Bühne Matthias KOCH), sogar waren die Sängerdarsteller teils mit Totenmasken und schwarzer Augenschminke auf der Bühne. Somit paßte der Regisseur mit dieser Inszenierungs-Idee sich voll und ganz dem Handlungsgeschehen an, einer wahren Begebenheit in Sizilien, als dieses im 13..Jahrhundert von den Franzosen besetzt war, und die Sizilianer sich mit Gedeih und Verderben gegen die Unterdrückung wehrten, der historisch belegte Aufstand war am 30. März 1282 am Ostermontag zum Zeitpunkt der Vesper. Wenn die Glocke zur Vesper läutet, wo auch zugleich die Trauung des Liebespaares Henri und Hélène stattfinden sollte, dann sollte der Aufstand beginnen.
Vorweg aber stellte sich heraus, daß der Sizilianer Henri der illegitime Sohn des französischen Gouverneurs Guy de Monfort ist, was Henri in erhebliche Schwierigkeiten bringt, da er zu den Aufständischen gehört. In dieser Handlung zieht auch der sizilianische Freiheitskämpfer Procida seine Fäden, der im übrigen mit einem befremdlichen Kostüm in Gold – Kostüme Victoria BEHR – von Erwin SCHROTT in sehr guter stimmlicher Abendform interpretiert wurde, der seine Arie „O mein Palermo“ – hier „Palerme, O mon pays“ – erwartungsgemäß gut zum Publikum brachte. Trotz Verzicht von Hélène auf ihre Eheschließung endet die Oper in dem angekündigten Massaker.
Was allerdings befremdlich wirkte, war die Ballett-Einlage nach der Pause, aber in gekonnter Choreographie von Dustin KLEIN, Techno-Ballett Musik bei Verdi? Hier wagte die Bayerische Staatsoper ein Experiment, das nicht bei jedem im Publikum ankam, was viele Buhs bewiesen. Hier zeigten aber die Tänzer der SOL DANCE COMPANY unter der Leitung von Eyal DADOUN großartige Tanzleistungen.
Von der musikalischen Seite kann man nur von einem Highlight der Münchener Opernfestspiele sprechen. Es waren neben Erwin Schrott großartige Sängerdarsteller auf der Bühne. Rachel WILLIS-SORENSEN mit einem klangvollen lyrischen Sopran stellte eine sehr gute Hélène dar, ihr zur Seite Bryan HYMEL als Henri mit einem höhensicheren ausdruckstarken Tenor, der in dieser Partie wohl kaum zu übertreffen ist. Weich und anschmiegsam mit einer außergewöhnlich wohl erklingenden Verdi-Bariton-Stimme sang George PETEAN die Vaterpartie des Guy de Montfort.
Matthew GRILLS als Danieli, Galeano SALA als Mainfroid, Callum THORPE als Robert, Long LONG als Thibaut, Alexander MILEV als Sire de Béthume und Johannes KAMMLER als Comte de Vaudemont erwiesen sich als Bestbesetzung für ihre Partien.
Das BAYERISCHE STAATSORCHESTER wurde von Omer MEIR WELLBER dirigiert, der voll auf den musikalischen Gedanken des Komponisten einging und damit das Beste aus dem Orchester herausholen konnte, schon bei der berühmten Ouvertüre war das zu erahnen, unterstützt durch die Soloklarinette von Andreas SCHABLAS. Wie immer konnte der CHOR nebst EXTRACHOR DER BAYERISCHEN STAATSOPER unter der Einstudierung von Stellario FAGONE mit einer Bestleistung das Handllungsgeschehen unterstützen. In die Inszenierungsidee waren auch zwei Luftartisten eingebunden, hervorragend hier Nicola ELZ und Johannes THUMSER. I.St.