„Macbeth“ – 3. Oktober 2004

Den musikalischen Auftakt der neuen Saison am Theater Augsburg machte Verdis „Macbeth“ und mit ihm die dritte Augsburger Inszenierung von Regisseur Thomas WÜNSCH.

Und der entschied sich für ein einheitliches Bühnenbild, das von kippenden Säulen und einem übergroßen Zerberus dominiert wird (Bühne: Hans WINKLER). Der Untergang ist allgegenwärtig, die Chance zu entkommen gleich null, auch wenn die schottischen Bürger zu Beginn des 4. Aktes die Koffer bereits gepackt haben. Auf dem Schachbrettgefliesten Boden der schottischen Geschichte sind die Würfel längst gefallen, auch wenn nie ganz klar ist, ob die Weißen auch die Guten und die Schwarzen die Bösen sind (Kostüme: Claudia RÜHLE). Denn hier tragen auch Meuchelmörder und Hexen durchaus mal eine weiße Weste. In solch einer Atmosphäre fällt selbst die Begeisterung bei den Königsempfängen schwer, und die schwarz-weißen Massen bleiben statisch.

Die Verdichtung des Shakespeareschen Dramas funktioniert in diesem Umfeld sehr gut, was auch und besonders an den Darstellern liegt. Allen voran einer stimmlich sicheren wie darstellerisch hervorragenden Sally DU RANDT als Lady. Ihr Weg von der gefühlskalten Statue, die sich von Höflingen umwerben läßt, sobald der Mann das Schloss verläßt, über die Frau, die erste Brüche angesichts des ersten Mordes zeigt, sich aber noch an der Macht hochzieht, bis zur gebrochenen Figur, die von ihren Taten, in Form blutüberströmter Statisten, nie allein gelassen wird, ist eine ausdifferenzierte psychologische Studie.

Daneben wirkt Riccardo LOMBARDI in der Titelrolle anfangs etwas blaß, steigert sich darstellerisch und stimmlich bis zu seinem Untergang aber immer mehr. Der Neuzugang im Augsburger Ensemble Selcuk Hakan TIRASOGLU verleiht Banco eine eindrucksvolle Stimme, bleibt im Spiel aber eher steif. Und Zurab ZURABISHVILIs Macduff gebührt mit seinem strahlenden Tenor am Ende zu Recht der Sieg über das Übel.

GMD Rudolf PIEHLMAYER lässt sein PHILHARMONISCHES ORCHESTER zu alldem musikantisch und präzise aufspielen und rundet damit das Bild eines gelungenen Saisonauftaktes ab. KS