Über die Regieauffassung von Hendrik MÜLLER, der die Handlung der Oper in einer Domkirche beginnen ließ, also nicht unbedingt am Hofe von Mantua, und die er ganz auf die religiösen Verwicklungen der Handlungspersonen abstellte – deshalb sperrte er nicht nur Gilda in einen Glaskasten, sondern ließ bereits zu Beginn der Oper die einzelnen Protagonisten in Käfigen auftreten, die in ihren Charakteren gefangen sind, ist schon in früherer Zeit geschrieben worden.
Hier trat in der Hauptpartie des unglücklichen buckeligen Narren Franco VASSALLO auf, der mit sanften und doch wirkungsvollen sonoren Baritontönen den Abend zu seinem machen konnte. Als Gilda konnte man Brenda RAE in ihrer Paraderolle wieder erleben. Mit einer Bronchitis, die sie ansagen ließ, bot sie eine brillant gesungene Partie, reich an Piani, auch in der erforderlichen Koloraturhöhe ausgestattet und dazu noch eine ausdrucksvolle Gestaltung.
Der koreanische Tenor Yosep KANG als Herzog von Mantua sang diese seine Partie ausdruckstark und gut geschult. Kihwan SIM, ebenfalls aus Korea stammend, brachte für diese Partie einen ausreichenden Sparafucile auf die Bühne (hier als Inhaber eines Wanderzirkus), seine Schwester Maddalena, sehr gut stimmlich dargestellt von Katharina MAGIERA, war hier eine Kurtisane, die von der bekannten Fassung abweichend selbst Gilda richtete.
Die restlichen Interpreten nach der Folge des Programmheftes waren bestens ausgewählt für ihre Partien und an diesem Abend in bester Stimmdisposition, so Nina TARANDEK als Giovanna, Magnus BALDVINSSON als Graf von Monterone, Gurgen BAVEYAN als Marullo, Ingyu HWANG als Borsa, Iain MACNEIL und Bianca ANDREW als Graf und Gräfin Ceprano – letzere trug eine Beinschiene mit Gehstock, sollte die Regie dies als Zerrissenheit zwischen dem sie umwerbenden Herzog und ihrem Ehemann gewollt haben? Die Stimme von Nicolai KLAWA fügte sich gut ein.
Alexander PRIOR hatte die musikalische Leitung des FRANKFURTER OPERN- UND MUSEUMSORCHESTERs übernommen und dirigierte Verdi-gerecht, er schaffte daher von Anfang an eine ausgeprägte Italianitá für Sänger und Orchester. Der HERRENCHOR DER OPER FRANKFURT unter Einstudierung von Tilman MICHAEL rundere bestens diesen Abend ab.
Großer Beifall des Publikums am Ende für die wiederum geglückte Wiederaufnahme eines musikalisch hochkarätigen Werks. I.St.