Barbara WYSOKA, der die Inszenierung des bewährten und bekannten musikalisch wertvollen Belcanto-Werks von Gaetno Donizetti oblag, verlegte die Handlung in die USA der 50/60er Jahre, wo Macht gepaart mit Intrigen Gang und Gäbe waren, und man wenig Bezug in der High Society zur Liebe fand, so daß Bühnenbild und Kostüme (Barbara HANICKA und Julia KORNACKA) dieser Zeit angepaßt werden mußten und somit keinerlei Angleichung zum Originallibretto von Savadore Cammarano nach dem Roman „The Bride of Lammermoor“ von Walter Scott zu erkennen war, da die Originalhandlung des Stücks im 16. Jahrhundert in Schottland spielt. Trotzdem aber kann man diese Regieauffassung nicht verwerfen, sie ist sehbar und logisch, und mit den dazugehörigen Interpreten, die das Belcanto Donizettis beherrschen, kommt man zumindest musikalisch voll auf seine Kosten. In dieser Inszenierung spielt ein amerikanischer Riesenschlitten an Auto eine große Rolle, mit dem reist Edgardo an und ab, und man bemerkt es bis zum Ende auf der Bühne (hier gekonnte Video – Einspielung von ANDERGRAND MEDIA), was doch erhebliche Ablenkung zur dramatischen Handlung darstellt.
Unter der musikalischen Leitung von Antonio FOGLIANI, der einen gekonnten Donizetti mit dem BAYERISCHEN STAATSORCHESTER darbrachte, agierten in der Reihenfolge des Programmheftes Ludovic TÉZIER als der brutal Gehorsam fordende Bruder Enrico Ashton in einer baritonalen Bestleistung.
Für die erkrankte Diana Damrau sprang kurzfristig Olga PUDOVA als Lucia ein, die sich in der Darstellung der unglücklichen Frau redliche Mühe gab und auch in ihrer Wahnsinnszene stimmliche großartige Höhepunkte heraussang, in den Szenen aber mit Edgardo einige Gestaltungsschwierigkeiten hatte, weil offenbar zu wenig Probenmöglickeit war. In der Partie des Edgardo erlebte man Piotr BECZALA, eine Jahrhundertstimme des Belcnato, die vor allen Dingen in der Schluß- und Todesszene ihr großes Können offenbaren konnte.
In der kurzen Rolle des Lord Arturo Bucklaw ließ Galeano SALAS aus dem Opernstudio der Bayerischen Staatsoper aufhorchen, während in der Rolle des Raimondo Bidebent Nicolas TESTÉ eine Bestleistung gab. Ebenfalls aus dem Opernstudio der Bayerischen Staatsoper gab Alyona ABRAMOVA die Rolle der dienenden Vertrauten der Lucia bühnenpresent, während Sergiu SAPLACAN in der Rolle des Intriganten Normanno sich in die Belcanto-Riege gut einfügen konnte.
Wie in jeder Aufführung der Oper freute man sich auf die Glasharmonika, gespielt von Sascha BECKERT, die gekonnt vor allen Dingen die Wahnsinnsszene der Lucia untermalt, was voll und ganz dem Gedanken des Komponisten entspricht. In der kindlichen stummen Rolle der Lucia trat ein leider im Programmheft nicht aufgeführtes sehr begabtes Mädchen auf, während von der musikalischen Seite wiederum der CHOR DER BAYERISCHEN STAATSOPER unter der Einstudierung von Stellario FAGONE eine abendliche Bestleistung erbrachte. I.St.