„Andrea Chénier“ – 31. Juli 2017

Mit der wohl besten und geglücktesten Inszenierung dieser Verismo-Oper von Umberto Giordano in dieser Spielzeit schloß die Bayerische Staatsoper ihre diesjährigen Opernfestspiele und ging damit in die verdienten Ferien. Diese Inszenierung zeigt authentisch und durchdacht die Standespositionen des Adels und des Volkes auf in Form eines Einheitsbühnenbildes, das die Bühne aufteilt in kleingliedrig verschiedene Räume, wo sich das Handlungsgeschehen Stockwerk für Stockwerk abspielt (Regie Philipp STÖLZL), wobei die Original-Kostüme aus dieser Zeit von Anke WINCKLER erheblich zum Gelingen beitrugen. Im übrigen mag auf die Besprechung vom 22. März 2017 dazu voll eingegangen werden.

Omer MEIR WELLBER dirigierte einen vollendeten Verismo und führte daher das BAYERISCHE STAATSORCHESTER und die Sänger gekonnt durch den Abend. Im großen und ganzen erlebte man die gleiche Sängerbesetzung wie am 22. März 2017.

In der Titelpartie Jonas KAUFMANN, der an diesem Abend leichte Stimmprobleme hatte (zu hören in „Un di all’azzurro spazio“), der aber dann besonders im berühmten Schlußduett .mit Anja HARTEROS zu seiner alten Stimmform zurückfand. Anja Harteros als Maddalena di Coigny konnte an diesem Abend ihr Publik noch mehr begeistern als in ihren anderen Rollen, ihre Stimme erklang in Bestdisposition und Ausdruck in der Rollengestaltung, ihre große Arie ließ in einfühlsamen perfektem Ausdruck das Geschehen an ihrem Elternhaus auferstehen, das zum Tod ihrer Mutter durch die Revolutionäre führte (hier eine gekonnte Darstellung des Mordes an der Mutter der Bühnengestalter Philipp Stölzl und Heike VOLLMER). Doris SOFFEL als Gräfin di Coigny war dafür eine sehr gute Wahl.

Für den erkrankten Luca Salsi sprang kurzfristig Ambrogio MAESTRI ein, der sich in der Gestaltung der Rolle des fanatischen, später geläuterten Revolutionärs Gérard alle Mühe gab, „Nemico della patria“ erklang partiturgerecht. Die übrigen Rollen hatte man den Sängern der Premierenbesetzung anvertraut, hier sind aber herausragend zu erwähnen J’Nai BRIDGES als Bersi, Tim KUYPERS als Mathieu und Kevin CONNERS als Incroyable und last not least Elena ZILIO, ihre Gestaltung der Rolle der ihren letzten Nachkommen der Revolution opfernden Großmutter Madelon war herzzerreißend.

Man vermißte aber doch ein wenig die „Meistersinger von Nürnberg“, die eigentlich immer am Ende der Opernfestspiele erklingen, wir erinnern uns aber doch sehr gerne an diesen letzten Opernabend dieser Saison an der Bayerischen Staatsoper. I.St.