„Turandot“ – 30. März 2016

Die Wiederaufnahme dieser in 2011 von Carlus PADRISSA, Mitbegründer von La Fura dels Baus, einer Theatergruppe, die weltweit inszeniert, von diesem augenscheinlich selbst inszenierten dramatischen Verismo-Oper, der letzten von Puccini leider wegen dessen Tod unvollendet komponiert, kam somit als Fragment auf die Bühne des Nationaltheaters; sie endet mit dem Tod der Liu. Glücklicherweise richtete sich der Regisseur nach dem Libretto von Giuseppe Adami und Renato Simoni nach Carlo Gozzi, so daß die allseits bekannte Handlung doch librettogerecht auf die Bühne kam. Trotzdem verwob der Regisseur Modernes mit Traditionellem, letzteres bewiesen das Bühnenbild von Roland OLBETER und die Kostüme von Chu UROZ, die das Publikum in das mittelalterliche alte China führten.

Befremdlich allerdings waren auf der Bühne Rollschuhläufer, und vor allem, daß Calaf die Fragen der Turandot auf dem Handy erforschte, solche Sachen waren dem alten China unbekannt. Untermalt wurde das ganze von Zirkusakrobaten, die offenbar von La Fura dels Baus engagiert und in die Szenerie eingebaut wurden, was hier nicht befremdlich, sondern auflockernd wirkte. Am Einlaß wurden auch Brillen an die Besucher verteilt, um einige Szenen plastisch erleben zu können, auch eine neue, aber keine schlechte Idee.

Von der musikalischen Seite her erlebte man einen spannenden dramatischen Abend unter der Stabführung von Dan ETTINGER, der die Dramatik des Werks manchmal etwas zu lautstark vermittelte, was für die Sänger desöfteren zu intensiv war, besonders bei Yonghoon LEE als Calaf, dessen „Nessun dorma“ leicht forciert erklingen mußte. Sonst war der Koreaner für diese Partie eine gute Wahl.

In stimmlicher Bestform waren Elena PANKRATOVA als Turandot – ihr „In questa reggia“ erklang sehr gut herausgearbeitet und ausdruckstark – und Golda SCHULTZ als Liu, deren inniger pianireicher Vortrag in Gesang und Darstellung sie zum Publikumsliebling machte. Goran JURIC im Rollstuhl konnte als Timur punkten, vor allem aber seien die drei chinesischen Politiker Ping (Andrea BORGHINI), Pang (Kevin CONNERS) und Pong (Matthew GRILLS) erwähnt, die alle in hervorragender Stimmposition waren und den Abend auch darstellerisch auflockerten. Ulrich REß als L’imperatore Altoum und Balint SZABO als Mandarino sowie Thorsten SCHARNKE als persischer Prinz waren für ihre Rollen eine ausreichende Wahl.

CHOR und EXTRACHOR nebst KINDERCHOR DER BAYERISCHEN STAATSOPER, bestens wieder einstudiert von Stellario FAGONE, rundeten den Abend perfekt ab. Zu erwähnen mit einer guten Tanzleistung ist Makoto SAKURAI als chinesische Tänzerin.
Alles in allem eine sehbare Inszenierung dieser leider unvollendet gebliebenen Oper des großen Verismo-Meisters Giaccomo Puccini.
I.St.