„Die Zirkusprinzessin“ – 29. Juli 2014

Staatstheater am Gärtnerplatz im Zirkus Krone

Für die Inszenierung dieser leider kaum gespielten Operette von Emmerich Kalman hatte sich Intendant Joseph E. KÖPPLINGER, der ja durch den Umbau seines Theaters gezwungen ist, geeignete Spielstätten für seine Werke zu suchen, dieses Mal den Zirkus Krone-Bau ausgesucht. Dieses Werk in einem Zirkus zu inszenieren, was im übrigen auch der Wunsch des Komponisten gewesen sein soll, könnte von Herrn Köpplinger nicht besser erdacht worden sein. Die Manege diente ihm als Bühne, darin spielte sich das Handlungsgeschehen ab unter Einbeziehung von Gauklern, Clowns und Varieté-Künstlern, Akrobaten (Stina KOPRA und Lotta PAAVILAINEN) und einem Jongleur (Thomas DIETZ), alle in passende Zirkus- Kostüme gesteckt (Marie Luise WALEK), gemimt vom BALLTETT DES STAATSTHEATERS AM GÄRTNERPLATZ in passender sinnvoller Choreographie von Karl Alfred SCHREINER, die schon zu Anfang des Stücks das Publikum in die Zirkusluft entführten.

Intendant Köpplinger hat das Libretto von Alfred Grünwald und Julius Brammer für sein Haus sinnvoll überarbeitet, und entwickelte in diesem Stück hervorstechende Regie-Ideen, vor allen Dingen im 2. Akt, den er hier (das Stück spielt im verflossenen Zarenreich in Russland – dort gastierte der Zirkus) auf einer Eislaufbahn romantisch mit Schneefällen, Schneemann und Eisbär und vornehmen Schlitten spielen ließ. Und immer wieder gab es Zirkusvolk auf der Manegen-Bühne, das immer wieder auf das Handlungsgeschehen hinwies. Für dieses Handlungsgeschehen (von seinem Onkel enterbter Adeliger tritt als Zirkusreiter Mr. X in besagtem Zirkus auf, weil er sich in dessen Ehefrau verliebte, was – wie könnte es in einer Operette auch sein – zum Schluß zu einem guten Ende kam) hatte sich Herr Köpplinger hervorragende Protagonisten ausgesucht, die diese in dieser Operette wichtige Typen-Zeichnung und auch die stimmlichen Ansprüche darin voll erfüllen konnten.

Die sogenannte Titelpartie der Fürstin Fedora Palinska, die durch die Heirat mit Mr. X zur Zirkusprinzessin wurde, sang und spielte in bester Abendform Alexandra REINPRECHT, ihr zur Seite als Mr. X mit tenoralem Glanz ausgestattet Daniel PROHASKA, der schon bei seinem Entrée („Wieder hinaus ins strahlende Licht“) und bei „Zwei Märchenaugen“ sein ganzes Können zeigen konnte.

Das Buffopaar, der Restaurant-Erbe Toni Schlumberger und die Zirkusartistin Mabel Gibson war mit Otto JAUS und Nadine ZEITL bestens besetzt. Beide konnten in dieser Inszenierung ihr ganzes tänzerisches und schauspielerisches Können ausleben, vor allen Dingen beherrscht Nadine Zeitl den Original-Wiener Dialekt (Wiener Schmäh) in Perfektion. Ein Wiedersehen feiern konnte man mit 2 „alten“ Künstlern des Staatstheaters am Gärtnerplatz, nämlich mit Gisela EHRENSPERGER und Franz WYZNER als Zirkusdirektoren, die sehr gute Studien zum besten gaben. Als der Intrigant des Stücks Prinz Sergius Wladimir konnte Erwin WINDEGGER seine Figur rollengerecht zeichnen, dazu als Rittmeister Saskusin (mit strahlend weißem Schoßhund) Simon HEINLE.

Im 3. Akt, der durch zauberhafte Requisiten (Bühne Rainer Sinell) das Publikum in ein Restaurant in Alt-Wien entführte, trat Sigrid HAUSER als Wirtin Carla Schlumberger ebenfalls rollengerecht auf, (sie scheint sich als Gasthaus-Chefin offensichtlich wohl zu fühlen, da sie ja auch schon als „Rössl“-Wirtin in München bekannt wurde), ihr zur Seite scheute sich nicht der Intendant des Wiener Volkstheaters Robert MAYER in der Rolle des Oberkellners Pelikan, von diesem sehr gut gezeichnet, diesen Part zu übernehmen.
In den weiteren sehr gut ausgewählten Rollen bzw. Nebenrollen seien herausgegriffen mit sehr guten Studien Alexander WERTMANN als Piccolo und als Portier Frantischek Fritz GRAAS. CHOR (Einstudierung Felix SCHULER-MEYBIER) und STATISTERIE DES STAATSTHEATERS AM GÄRTNERPLATZ fügten sich bestens ein.

Die musikalische Leitung oblag Jürgen GORIUP, der Emmerich Kalmans zündende Melodien mit dem ORCHESTER DES STAATSTHEATERS AM GÄRTNERPLATZ kompositionsgerecht und sängerfreundlich zum Publikum herüberbrachte, man war bei Verlassen des Hauses im siebten Himmel der Operettenseeligkeit.
I.St.