„Die Faschingsfee“ – 28. Februar 2017

Emmerich Kalmans selten gespieltes Werk fand nun endlich einmal seine Aufführung im Staatstheater am Gärtnerplatz unter der Regie seines Intendanten Josef E. KÖPPLINGER, der auch den Text dazu für sein Theater verfaßte. Die Aufführung fand im Theatersaal des Alten Messegeländes in München statt, den Herr Köpplinger durchdacht für seine Regie ausnutzte, indem er das Publikum mit links und rechts zwei Reihen von Stühlen aufgestellt aktiv teilnehmen ließ.

Man war mitten im Handlungsgeschehen, das am Faschingsdienstag des Jahres 1917, also gegen Ende des 1.Weltkrieges spielte, wo sich die letzten nicht in den Krieg eingezogenen Künstler zu einem damals allerdings verbotenen Faschingsausklang trafen, um ein wenig Hunger und Kriegschaos feiernd zu vergessen. Die Kulissen hier waren treffend gewählt (ein Schild mit „heute Rübensuppe“ in deutscher Schrift ließ die chaotische Ernährungslage der Kriegszeit in 1917 erahnen, Bühne Karl FEHRINGER und Judith LEIKAUF), auch umrahmten Soldaten des 1. Weltkriegs nebst dem dazugehörigen weiblichen Sanitätspersonal in Uniformen allerdings mit Luftballonen die kleine Bühne, um das Kriegsmilieu des 1. Weltkriegs endgültig dem Publikum aufzuzeigen.

Das ORCHESTER DES STAATSTHEATERS AM GÄRTNERPLATZ unter der gekonnten Leitung des Chordirektors Felix MEYBIER platzierte man, verdeckt durch einen Vorhang, hinter die Bühne, wo die Melodien Emmerich Kalmans sich voll entfalten konnten, darunter mancher damaliger Ohrwurm „Lieber Himmelvater, sei nicht bös“, teilweise mit der sehr klugen Textüberarbeitung von Herrn Köpplinger. Allerdings hatte man zeit und stellenweise das Gefühl, daß der Komponist sein erstes Musical komponierte (die Uraufführung fand am 27. Februar 1915 in Budapest statt – nach München kam die Faschingsfee erst 1918, wo auch die Handlung spielt – ein junger Maler verliebt sich in seiner Künstlerkneipe in eine Unbekannte, malt sie auch, und am Ende stellt sich heraus, daß diese eine Fürstin ist, die kurz vor ihrer Verlobung sich noch amüsieren will, am Ende aber kommen die richtigen Paare zusammen, wie lange allerdings, läßt Stück und Regie offen, denn so mancher der Künstler kam als Späteingezogener nicht mehr aus dem Krieg zurück). Auf der gut genutzten kleinen Bühne waren die Protagonisten in ständiger Bewegung, einem Musical gleich, was zu dem Musical-Gedanken führte. Josef E. Köpplinger dachte bei seiner Inszenierung offenbar an den Erfolg des Musicals am Broadway. Es durften natürlich auch Balletteinlagen nicht fehlen (gute Choreographie von Alessio ATTANASIO), wie sie weniger bei einer Operette als bei einem Musical auftreten.

Mit der Wahl der Besetzung hatte Herr Köpplinger wie stets eine glückliche Hand, so hörte man die perfekt klingende Stimme von Camille SCHNOOR als Fürstin Alexandra Maria, die die Titelpartie ausdrucksstark gesanglich interpretierte, und die dazu sehr gut mit Daniel PROHASKA harmonierte, der den verliebten Maler Viktor Ronai wie stets in gesanglicher und schauspielerischer tenoraler Bestinterpretation gab. Das Buffopaar Simon SCHNORR und Nadine ZEINTL als Baron Hubert und die Choristin Lori Aschenbrenner konnte nicht besser ausgewählt sein.

Man feierte auch ein Wiedersehen mit den sog. „alten Angehörigen“ des Staatstheaters am Gärtnerplatz wie Gisela EHRENSPERGER als Wirtin mit einer kleinen, sehr gut gesungenen Einlage und Franz WYZNER als Kellner Josef, eine sehr gute Studie, ebenfalls erbracht von Erwin WINDEGGER als leer ausgehender Verlobter der Fürstin Herzog Ottokar, sowie dazu Josef ELLERS als Lyriker Julian, der sich den ganzen Abend mit einem Damenkostüm auf der Bühne bewegen mußte. Aus der Riege der weiteren Protagonisten ist noch Frank BERG als Tiermaler mit einem kurzen Solo herauszuheben, ebenso Dagmar HELLBERG als Schwester der Wirtin, die ihre Rolle als verlassene Geliebte des Herzogs bühnenpräsent und eindrucksvoll gestaltete. Alle übrigen Protagonisten, teilweise aus dem Ensemble des Staatstheaters am Gärtnerplatz erbrachten eine sehr gute Abendleistung und waren für ihre Rollen deshalb sehr gut ausgewählt.Der CHOR DES STAATSTHEATERS war wie stets sehr gut vom Dirigenten des Abends Felix MEYBIER einstudiert.

Diese „Faschingsfee“ ist eigentlich eine „ernste Operette“, wo man trotz gewohnt zündender Melodien Emmerich Kalmans nachdenklich nach Hause geht, auch wenn es Fasching ist. I.St.