„Wiener Blut“ – 26. November 2014

Johann Strauß hat, wie das interessante Programmheft verrät, die Uraufführung am 26.10.1899 dieser Erfolgsoperette mit zündenden Melodien selbst nicht mehr erlebt, sie wurde mit Hilfe von Adolf Müller jun. aus seinen bekanntesten Melodien zusammengestellt, da sich Strauß für eine Neukomposition aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr im Stande fühlte. Das Handlungsgeschehen spielt während der Zeit des Wiener Kongresses, wo es um die amourösen Abenteuer eines Grafen mit ihren Verwirrungen und Verstrickungen geht, und die, wie könnte es in einer Operette anders sein, zu einem glücklichen Ende für drei Paare führen. Das ursprüngliche Libretto wurde von den einstmals bekanntesten Librettisten Viktor Léon und Leo Stein geschrieben, das für das Staatstheater am Gärtnerplatz von Nicole Claudia Weber überarbeitet wurde.

Inszeniert wurde dieses lang vermißte Operettenwerk von Nicole Claudia WEBER, die durchdacht und genau die Wiener Atmosphäre mit bester Personenführung auf die Bühne brachte, sogar die Wiener Kleinbürgerwelt der Diener und Prater- und Fiakerleute konnte sie sehr gut herausarbeiten. Das Bühnenbild von Karl FEHRINGER und Judith LEIKAUF zeigte zudem bunt und anschaulich die Adelspalais auf, sogar die Schlußszene in einem Hietzinger Weinbeisl war milieuperfekt durchdacht. Das Palais des 1. Aktes war mit Klimt-Motiven ausgestattet, ein sehr guter Einfall. Sogar ein Würstelwagen im 2. Akt war zur Belustigung des Publikums auf der Bühne, sowie ohne kitschig zu wirken im 1. Akt ein Pferd aus einem Ringelspiel im Prater. Dazu paßten sehr gut die zeitgerechten Kostüme von Marie-Luise WALEK.

Von den Darstellern und Sängern des Abends müssen die Herren besonders erwähnt werden, die darstellerisch und textverständlich in ihren Couplets und Duetten ihre Rolle verkörperten, allen voran der liebestolle Graf Zedlau, dargestellt von Tilmann UNGER, dessen fülliger und höhensicherer Tenor nebst Bühnenpräsenz ganz dieser Rolle entspricht, dazu sein Kammerdiener Joseph, den Daniel PROHASKA nicht nur gesanglich perfekt, sondern auch wieder einmal mit darstellerischer Komik im Wiener Schmäh auf die Bühne brachte. Besonders erwähnenswert die Schlußszene mit Wolfgang HÜBSCH als Vater Kagler und der Eifersuchtsstreit mit seiner Angebeteten Pepi. Über Wolfgang Hübsch, der als Schauspieler immer perfekte Figurenzeichnungen auf die Bühne bringt, ist aus diesem Grunde nicht viel zu schreiben, alles stimmte.

Dazu gesellte sich in einer Doppelrolle, in jeder der beiden eine humoristische Glanzleistung so als der im Rollstuhl befindliche adelige Weiberheld Graf Bitowski und dann im Gegensatz dazu als Fiakerkutscher, Harald HOFBAUER. Als Fürst Ypsenheim sah man Hans GRÖNING, der seine Rolle als sächsischer Adeliger gut durch den Abend brachte. Und last not least die Damenriege Cornelia HORAK als Gräfin Zedlau, Ella TYRAN als Franziska Cagliari und Jasmina SAKR als Pepi. Alle Damen konnten zwar gesanglich und dastellerisch die Erwartungen des Publikums erfüllen, aber leider konnten sie außer Jasina Sakr ihren Gesangstext nicht ausreichend verständlich zum Publikum bringen. Und Textverständlichkeit ist gerade bei einer Operette wichtig.

Die Choreographie der Tanzeinlagen von Cedric Lee BRADLEYradley war gut, sowie ebenalls die Choreinstudierung von Felix SCHULER-MEYBIER. Die Kleinstrollen von Anna Katharina FLECK als Kellnerin sowie Tom O’MALLEY und Christian WEINDL als männliche Kellner fügten sich gut ein. In den stummen Rollen (nette Regie-Idee) der beiden Putten konnten sich Alexander WERTMANN und Vedran LUVRIC gut dem Publikum präsentieren. Und am Ende des Stücks war neben den Putten auch noch der geigende Meister Strauß am Bühnenhimmel zu sehen.

Walzerseligkeit im Staatstheater am Gärtnerplatz, die bestens von Michael BRANDSTÄTTER mit dem ORCHESTER DES STAATSTHEATERS vermittelt wurde.
I.St.