Liederabend Michael Volle – 21. Juli 2014

Für den erkrankten René Pape, dessen Liederabend am 21. Juli 2014 von der Bayerischen Staatsoper vorgesehen war, sprang Michael VOLLE ein und riß mit seinem Vortrag des Liedzyklus „Die Winterreise“ von Franz Schubert nach Gedichten von Wilhelm Müller das Publikum am Ende zu Beifallstürmen hin. Die lyrische Erzählung eines im Winter Haus und Geliebte verlassenden Wandergesellen, seine Erlebnisse und Gefühle dabei bis zum Ende (ob Tod ließen Dichter und Komponist bei dem letzten Lied „Der Leiermann“ offen) trug Michael Volle mit Ausdruckskraft, Gefühlszeichnung mit seinem füllig, hervorstechend färbenden Bariton vor – man war in der Welt der Romantik.

Der Liedzyklus besteht aus vierundzwangzig von Franz Schubert den Texten von Wilhelm Müller bestens angepaßten Liedkompositionen (besonders hervorstechend zu bemerken bei „Die Post“) Übrigens haben sich Dichter und Komponist nie persönlich kennen lernen können, denn Schubert komponierte sie ein Jahr vor seinem Tod.

Herausgegriffen an diesem Abend mögen „Gefrorene Tränen“ und „Erstarrung“ sein, dazu noch der Volksohrenwurm „Der Lindenbaum“, „Auf dem Flusse“, „Die Rast“, und „Die Einsamkeit“, die Michael Volle mit besonderer Ausdrucksstärke vortrug. „Beim Wegweiser“ begann dann das Ende des Wegs bis hin zum „Leiermann“ – ob der Wanderer am Ende dem Tod begegnete, ließ auch Michael Volle bei seinem Liedvortrag offen, und gerade dieses Ende hat der Künstler verstärkt herauszuarbeiten vermocht. Melancholie und alle Emotionen der menschlichen Seele sind diesem Werk besonders eigen, die Michael Volle insgesamt voll wiedergeben konnte.

Der Pianist Helmut DEUTSCH begleitete einfühlsam als routinierter Liedbegleiter den einsamen Winterwanderer auf seinem Weg. Ein unvergeßlicher Abend mit einem großen perfekten Liedinterpreten.
I.St.