„Salon Pitzelberger“ – 14. Januar 2016

Staatstheater am Gärtnerplatz in der Reithalle

Im Rahmen der Feiern zum 150. Geburtstag des Staatstheaters am Gärtnerplatz in München ergötzte sich das Münchener Theaterpublikum an Jacques Offenbachs humorigem Einakter „Salon Pitzelberger“, einstmals zur Eröffnung als Hoftheater auch unter dem Titel „Eine musikalische Soirée in der Vorstadt“ aufgeführt (König Ludwig II hatte es erworben). In der Zeit des 19. Jahrhunderts fanden solche einaktigen Salonstücke großen Anklang, da Hausmusik und abendliche Soirées in der sogenannten gehobenen Gesellschaft die heutigen Medien ersetzen mußten. So komponierte Offenbach einige dieser kleinen musikalischen Kleinode, hier schrieb das Libretto dazu Charles de Morny.

Wieder einmal gelang in der Reithalle dem Staatstheater am Gärtnerplatz unter der Regie von Magdalena SCHNITZLER und der Bühne und Kostüme von Jessica MARQUARDT ein Volltreffer an durchdachter Entführung in ein Neureichenmilleu des erwähnten Jahrhunderts, wo wiederum in dieser Ersatzspielstätte, der Reithalle in München, diese geglückte Verwandlung gelang.

Diese musikalisch ansprechende Offenbach-Operette braucht aber dazu hervorragende Sänger-und Schauspielinterpreten, die für humoristische Stimmung sorgen können, was hier durch die bewährten Ensemblemitglieder des Staatstheaters voll gelungen ist. Ein neureicher Münchener Bürger namens Pitzelberger will durch eine abendliche Soirée, zu der er nicht nur die Münchener High Society, sondern auch berühmte Opernsänger eingeladen hat, in die gehobene Münchener Gesellschaft gelangen; dazu allerdings muß er sich und seine Schwester Ernestine auch standesgemäß verheiraten, die passenden Personen dazu will er auf seiner Soirée finden, sonst ist es aus mit dem neu erworbenen Erbe. Da macht ihm allerdings Ernestine einen Strich durch die Rechnung, sie liebt einen verarmten Musiker. Am Schluß des Einakters löst sich aber – wie könnte es anders sein – alles in Wohlgefallen auf.

Offenbach hat in diesen Einakter eine ungemein geglückte Parodie der italienischen Oper hineinkomponiert, die von den Protagonisten nicht besser hätte auf die Bühne gebracht werden können. Auch fand der berühmte „Can Can“ aus „Orpheus in der Unterwelt“ gesanglich hier seine Verwendung. Holger OHLMANN in der Titelrolle (vertrottelt und alle Fremdwörter verdrehend) lieferte nicht nur gesanglich eine herrliche Studie ab, Elaine ORTIZ ARANDES als Schwester Ernestine glänzte durch perfekte Sopranhöhen in der Opernparodie, ebenso Juan Carlos FALCÓN als mittelloser Musiker Canifas, der sich ebenfalls durch eine besonders ausgeprägte Tenorhöhe auszeichnete. Gerade in dieser Dreier-Opernparodie zeigt das Staatstheater am Gärtnerplatz, welch hervorragende Gesangsinterpreten sich im Ensemble befinden.

Zu den erwähnten Protagonisten gesellten sich Ann-Katrin NAIDU als Frl. Petermann und Frances LUCEY als Frl. Brösel, beide gestalteten ihre Partien gesanglich wie darstellerisch ansprechend und rollengerecht, ebenfalls fügte sich Martin HAUSBERG als Notar sowie Renate FICHTER und Marcus WANDL als Gäste der abendlichen Veranstaltung gut in die Szenerie ein.

Der CHOR DES STAATSTHEATERS unter der Einstudierung von Felix MEYBIER sowie das minimierte ORCHESTER DES STAATSTHEATERS unter der Stabführung von Jürgen GORIUP erbrachten eine sehr gute Abendleistung.
Man freute sich, dieses kaum auf deutschen Bühnen aufgeführte Werk kennen zu lernen und hofft, mehr von dieser Art wenigstens an unserem Gärtnertheater gelegentlich zu finden.
I.St.