„Macbeth“ – 13. April 2018

Die einstmals umstrittene und düstere Inszenierung von Martin KUSEJ des dramatischen Werks von Giuseppe Verdi, das sich an Shakespeares Drama anlehnt, mit dem Libretto von Francesco Maria Piave, kam im Wege einer Wiederaufnahme wieder auf die Bühne der Bayerischen Staatsoper. Man erhoffte sich eine kleine Entschärfung mancher Szenen, da diese Inszenierung eine hohe körperliche Leistungsfähigkeit der Sängerdarsteller erfordert. So schreiten diese teils barfüßig (Lady Macbeth) über hügelig auf der Bühne aufgebaute Totenköpfe, ein Zelt auf der Bühne, durch das teilweise der Szenenwechsel stattfindet und durch das die Sängerdarsteller kriechen müssen, und ein Plastikvorhang, der ebenfalls dafür dient, sind die wenigen Ausstattungstücke, die diese Inszenierung enthält (Bühne Martin ZEHETGRUBER). Die Kostüme, auch für Chor und Kinderstatisterie, waren dieser Inszenierung in der Jetztzeit angepaßt (Werner FRITZ).

Einstmals schon umstritten kam wieder in den einzelnen CHORszenen (Besteinstudierung von Sören ECKHOFF), in denen die Choristen teils pinkelnd und ihre weitere Notdurft verrichtend, diese merkwürdige Regieaufassung leider nicht entsorgt wieder auf die Bühne, lediglich können die Erscheinungen des Macbeth als gut herausgearbeitet erwähnt werden. Dazu zählen auch die Szenen der sehr gut einstudierten Stellungen der Kinderstatisterie bei den Weissagungen. Dazu tauchte auch ein Schäferhund auf der Bühne auf, der den Kopf des Duncan verspeiste, was trotz aller Tristigkeit für die Belustigung des Publikums sorgte. Sollte diese düstere Geschichte, wo aus Machtgier gemordet wird, damit aufgelockert werden?

Pinchas STEINBERG dirigierte das BAYERISCHE STAATSORCHESTER routiniert, war lediglich zu Beginn sehr zurückhaltend, erbrachte aber infolge eine sehr gute Steigerung bis zum dramatischen Ende.

In der Reihenfolge des Programmheftes sang Simon KEENLYSIDE, den man mehr in lyrischen Rollen gewohnt ist, einen rollengerechten Macbeth, der seine Unterwürfigkeit seiner machthungrigen Gattin gegenüber gut darstellen konnte, die von Anna SMIRNOVA mit allzu kräftigen Stimmvolumen, das sie schon zu Beginn der berühmten Briefarie zeigte, interpretiert wurde, lediglich am Schluß zeigte sie doch bei der Wahnszene, wie sie ihre Stimme doch mit piani zurücknehmen kann.

Die wohl besten Interpreten ihrer Partien waren Roberto TAGLIAVINI als Banco, der diese Partie mit lyrischen Baßtönen, gerade in der Szene seiner Todesahnung, ausstatten konnte, und Joseph CALLEJA als Macduff, der wiederum für die berühmte Arie „Oh figli, oh figli miei“ einen großen Publikumserfolg hatte. Die restlichen Partien waren rollengerecht besetzt, so Miriam CLARK als Dienerin der Lady und Zweite Erscheinung, Dean POWER als Malcolm, Kristof KLOREK als Arzt, Christian RIEGER als Diener, Mörder und Erste Erscheinung, sowie der SOLIST DES TÖLZER KNABENCHORS als Dritte Erscheinung. I.St.