„Die Rose von Stambul“ – 11. Mai 2014

„Von Reformen, ganz enormen, träumen wir am Bosporus“. Dieser Slogan, abgedruckt im Programmheft des Abends, ist für diese Operette von Leo Fall äußerst zutreffend. Die Komposition von Leo Fall mit dem Libretto von Julius Brammer und Alfred Grünwald zeigt schon im Jahre 1916 – Zeitpunkt der Uraufführung– die Probleme zwischen Orient und Okzident auf, die allgegenwärtig sind. Mädchen werden hier ohne den Bräutigam überhaupt zu kennen mit diesem verheiratet, in den Harem kann man nur gelangen, wenn man sich als Frau verkleidet, und doch finden Frauen immer wieder Gelegenheit, doch an den Mann ihres Herzens zu gelangen. Wie dies zu geschehen hat, erzählte uns Leo Fall mit den uns immer wieder zu Herzen gehenden zündenden Melodien („Ein Walzer muß es sein“, „Ach sag’doch Schnuggi zu mir“, „Oh Rose von Stambul nur Du allein“) zusammen mit seinen Librettisten.

Dieses Werk ist leider auf Bühnen selten zu sehen, wahrscheinlich nahm Ulf SCHIRMER mit dem MÜNCHNER RUNDFUNKORCHESTER deshalb dieses wenigstens konzertant ins Programm und vermittelte dadurch wieder einmal einen vergnüglichen nostalgischen Operetten-Abend.

Dafür hatte er sich erlesene Gesangs- und Darstellungsinterpreten erwählt. In der Titelpartie (Kondja Gül, die sich in einen Romanautor verliebt, der aber zugleich ihr zukünftiger Bräutigam ist) erlebte man wieder perfekt in Höhe und Ausdruck, was schon ihre Auftrittsarie bewies, die Sopranistin Kristiane KAISER, ihr zur Seite als Achmed Bey und zugleich als Dichter André Levy den Tenor Mattias KLINK, der sich in den Gesangseinlagen meist in Knieposition befand und dadurch seinen Part leider abwertete.

Magdalena HINTERDOBLER und Andreas WINKLER glänzten als Buffo-Paar Midili und Fridolin Müller, beide holten gerade in dieser konzertanten Form aus ihren Rollen nicht nur gesanglich das Äußerste heraus, besonders konnte Andreas Winkler in einer kurzen Persiflage als Conchita Wurst das Publikum begeistern.

In den weiteren kleineren Gesangs- und Sprechrollen wie Eleonora VACCHI als Dienerin, Hanne WEBER als Zirkassische Dienerin, Christof HARTKOPF als Kamek Pascha, Wolfgang KLOSE als Müller senior stach besonders Michael GLANTSCHNIG als dichtender Direktor des Hotels „Zu den drei Flitterwochen“ hervor.

Der CHOR DES BAYERISCHEN RUNDFUNKs, diesmal unter der guten Einstudierung von Stellario FAGONE, tat im 1. Teil vor der Pause wieder sein bestes zum Gelingen eines melodienreichen nostalgischen Abends.
I.St.