„Die Entführung aus dem Serail“ – 6. Februar 2014

Bayerische Staatsoper im Cuvilliés-Theater

„Ein gewisser Mensch, namens Mozart, in Wien, hat sich erdreistet, mein Drama „Belmont und Constanze’ zu einem Operntext zu missbrauchen … ich protestiere hiermit feierlichst!“ –Christoph Friedrich Bretzner, 1782 – Hier hat sich Staatsintendant Köpplinger „erdreistet“, dieses von Wolfgang Amadeus Mozart so unvergeßlich gewordene Singspiel gelungen auf der Bühne eines Rokokotheaters inszenieren zu lassen, mit freier Überarbeitung des Textes des eingangs erwähnten Christoph Friedrich Bretzner durch Johann Gottlieb Stephanie d. J. und unter Verwendung der Gedichte von Michel Houellebecq.

Die durchdachte Regie führte Stephanie MOHR, die das Stück in der Originalzeit und den dazu gehörigen Kostümen (Alfred MAYERHOFER) auf die Bühne brachte, wobei sie allerdings einige Figuren wie Bassa Selim und Osmin sowie die Damenrollen in zeitlose Kostüme steckte und letztere durch einen Umzug auf der Bühne in die Zeit des Rokoko zurückführte, wohl um die nicht enden wollende Sklaverei und Unterdrückung jetzt und in der Vergangenheit aufzuzeigen. Eine ebenso durchdachte Regie-Idee war, die Rolle des Bassa Selim als einen in der Jugend leidgeprüften einsamen Menschen darstellen zu lassen, der durch die nicht erfüllte Liebe zu Konstanze in Depressionen verfällt und sich am Ende selbst die Kugel gibt. Hier überzeugte der Schauspieler Raphael von BARGEN voll.

Als Konstanze konnte Elena GORSHUNOVA ihre beeindruckende Sopranstimme mit glänzenden Piani-Höhen voll einsetzen und begeisterte in ihrer „Martern“-Arie das Publikum, das ihr dafür mit anhaltendem Applaus dankte. Sehr gut besetzt in Stimme und Darstellung war die Rolle der Blonde durch Jennifer RIEDEL, die in Daniel PROHASKA einen idealen Partner als Pedrillo fand. Daniel Prohaska ist ein Bühnentier, stimmlich und darstellerisch in allen Rollen, die er auf die Bühne bringt, voll überzeugend.

Als Belmonte konnte man Wesley ROGERS erleben, dessen Tenor nicht weiß, in welchem Fach er zu Hause ist, manche Töne in seinen Arien klangen gepreßt und eintönig. Sollte er einen Fachwechsel andenken? Den Vogel allerdings schoß an diesem Abend Stefan CERNY als Osmin ab, von Anfang an beeindruckte er nicht nur die Schwärze seines Basses, sondern besonders auch durch seine Bestinterpretation dieser Rolle (hervorragend gelungen das Duett mit Daniel Prohaska „Vivat Bachus“).

Die CHORSOLISTEN und der CHOR sowie STATISTERIE DES STAATSTHEATERS AM GÄRTNERPLATZ in der Einstudierung von Felix SCHULER-MEYBIER sowie darunter einige Chorsolisten wie Simone STÄGER, Renate FICHTER, Stefan THOMAS und Oliver WEIßMANN fügten sich auch in zwei stummen Rollen sehr gut ein. Die musikalische Leitung hatte dieses Mal Michael BRANDSTÄTTER, der das ORCHESTER DES STAATSTHEATERS AM GÄRTNERPLATZ gut durch den Abend führte.
I.St.