„Don Giovanni“ – 4. Juli 2017

Herbert FÖTTINGER, künstlerischer Leiter des Theaters an der Josefstadt in Wien, inszenierte durchdacht Mozarts Meisterwerk und hielt sich im Großen und Ganzen an das Libretto von Lorenzo Da Ponte. Er – der österreichische Kammerschauspieler, also Schauspielregisseur– zeigte in dieser seiner Operninszenierung sehr gute Regie-Ideen, so war von Anfang an dem Publikum klar, daß Donna Anna (eine sängerische Glanzleistung von Jennifer O’LOUGHLIN) Don Giovanni verfallen war, obwohl mit Don Ottavio verlobt (eine sehr gute lyrische Tenorstimme von Lucian KRAZNEC – ein Gewinn für das Ensemble des Staatstheaters am Gärtnerplatz).

Trotz librettogerechter Inszenierung schlich sich doch am Ende der Oper eine bemerkenswerte Regie-Auffassung ein, indem Don Giovanni in Wahnexzesse nicht allein durch das Erscheinen des Komturs verfiel und sich selbst durch die Pistole richtete. Das Ganze verlegte Herr Föttinger in die Jetztzeit, wo am Polterabend des Massetto eine halbnackte Stripperin auftrat, und in manchen Szenen überhaupt Statistinnen oben ohne auf der Bühne waren. Da darf niemand prüde sein (Stimmen der Sitznachbarn: „Muß das denn immer sein?“). Die zeitgerechten Kostüme schuf Alfred MAYERHOFER, der beim Maskenball Männer in glitzernde Frauenröckchen steckte und die Darsteller mit guten Gesichtsmasken ausstattete.

Don Giovanni war an diesem Abend Günter PAPENDELL, den ein großartig geschulter kräftiger Bariton auszeichnet, sehr deutlich und ausdrucksstark seine Champagner-Arie, leider fehlt ihm aber die nötige Ausstrahlung für die Rolle des immerwährenden Verführers, er konnte sich aber in der Wahnschlußszene als guter Singschauspieler präsentieren. In der weiteren Folge des Programmheftes war Sergii MAGERA eine gute Wahl für die Rolle des Komturs, der sich persönlich nur im 1.Akt auf der Bühne zeigen konnte, am Schluß sang er hinter der Bühne -Don Giovanni hielt eine Steinfigur im Arm.

Eine Entdeckung des Abends für die Rolle der Donna Elvira ist Camille SCHNOOR, eine unübertreffliche Interpretation in ihrer Schlußarie „Mi tradi quell’alma ingrata“, die meist von vielen Sängerinnen gemieden wird. Als Leporello war Levente PÁLL auf der Bühne, er gestaltete und sang diese Partie sehr zur Freude des Publikums in perfekter Stimmdisposition und Humoristik. Masetto war Christoph FILLER, der in der Gestaltung dieser eigentlichen Bassistenrolle gut herüberkam, ihm zur Seite als Zerlina Sophie MITTERHUBER, die ihre Partie nicht nur sängerisch sehr gut gestalten konnte.

Die CHOReintudierung war bei Karl BERNEWITZ in den besten Händen. Die musikalische Leitung des ORCHESTERS DES STAATSTHEATERS AM GÄRTNERPLATZ übernahm an diesem Abend schon der neue Chefdirigent Anthony BRAMALL, er zeigte sich in Mozartdirigaten erfahren und zeigte auch bei der Sängerführung eine sehr gute Hand. Das für die Oper nötige Hammerklavier war bei Bo PRICE ebenso in besten Händen.

Alles in allem kann man von einer durchdachten Inszenierung dieser Mozart-Oper sprechen mit perfekter Wiedergabe seiner Komposition. I.St.