„Un ballo in maschera“ – 4. März 2018

An die befremdliche Inszenierung des musikalisch hochkarätigen Werks des großen Italieners Giuseppe Verdi gewöhnt man sich, aber erst langsam, da man doch hauptsächlich die Oper wegen der Musik und natürlich auch wegen der angekündigten Sänger besucht. Dies ist wiederum gelungen, da die Bayerische Staatsoper Bestinterpreten auf die Bühne brachte, die den Abend durch ihre gesangliche Leistung nebst Orchester-und Dirigenteninterpretation bestens gestalteten.

Johanes ERATH, der Regisseur, stellte hier die Zauberin Ulrica in den Vordergrund, ließ das gesamte Handlungsgeschehen auf und neben einem die Bühne beherrschenden Doppelbett stattfinden, besetzte die Rollen zweifach mit Puppen und menschlichen Statisten, und ließ am Ende den getöteten Conte Riccardo (es war nicht Gustav III von Schweden) Ulrica folgen, die seine Seele in ihr Zauberreich verfrachtete. Für viele aus dem Publikum ist und bleibt diese Inszenierung unverständlich, weil das Libretto von Antonio Somma ursprünglich die historisch erwiesene Tötung des schwedischen Königs Gustav III. zum Inhalt hatte, der Komponist nebst Librettist ohnehin die historische Handlung durch eine päpstliche Zensur nach Boston verlegen mußte – aus Gustavo wurde ein Conte Riccardo.

Asher FISCH, der Dirigent des Abends, zeigt generell in seinen Dirigaten eine Bestauffassung der italienischen Opernkompositionen, so daß er wieder mal das BAYERISCHE STAATSORCHESTER mit sicherer Hand durch den Abend führen konnte, was auch für die Sängerführung gilt.

In der Rolle des Conte Riccardo debütierte Jean Francois BORRAS, dessen best geschulter Tenor nicht nur eine sehr gute Höhe hat, sondern daneben auch fein ausgearbeitete und doch kräftige Piani zeigt. Sehr gut seine Arie im letzten Akt. Als Renato erlebte man Simone PIAZZOLA, der seine Partie mit einem gewöhnungsbedürftigen, aber best disponiertem Bariton ausstatten konnte, er konzentrierte sich offenbar ganz auf seine berühmte Arie „Eri tu“, die er bestens zum Publikum bringen konnte.

In den Damenhauptpartien erlebte man wieder Anja HARTEROS als Amelia, sie ist in all ihren Sopranpartien, die sie singt, einfach unschlagbar und ist am Höhepunkt ihrer Karriere, Okka VON DER DAMERAU als Ulrica, ausgestattet mit einem kräftigen Mezzo in Höhe und Tiefe, beweist immer wieder, daß sie zu einer Bestwahl eines Opernhauses für Mezzopartien gehört. Paula IANCIC aus dem Opernstudio der Bayerischen Staatsoper als der Page Oskar, der sich im letzten Akt als Frau zeigen durfte, stellte ihre Rolle in ihren Auftrittsszenen in den Mittelpunkt, ihre kleinen Tanzeinlagen und vor allem ihre gut geschulte hohe Sopranstimme konnte sie bestens zum Publikum bringen, was der Schlußbeifall auch bewies.

Als der Matrose Silvano konnte sich Boris PRYGL nebst den beiden Verschwörern Samuel Anatoli SIVKO und Tom Alexander MILEV gut präsentieren, während sich in den kleinen Rollen des Obersten Richters Ulrich REß und Long LONG als Diener Amelias gut einfügen konnten. In der stummen Rolle des Kindes von Amelia und Renato war Louis VERONIK eine gute Wahl. Wiederum eine CHORbesteinstudierung von Sören ECKHOFF. I.St.