„La finta semplice“ – 3. Mai 2015

4. Sonntagskonzert – Bayerischer Rundfunk

Zum Abschluß der Reihe Sonntagskonzerte bescherte uns der Bayerische Rundfunk ein musikalisches Kleinod von Wolfgang Amadeus Mozart, nämlich mit der vom Komponisten mit bereits zwölf Jahren komponierten Oper „La finta semplice“ (die verstellte Einfältige) nach einem Libretto von Carlo Goldoni und Marco Coltellini.

Und was war das für ein wundervoller Abschluß dieser Konzertreihe. Von Anfang an war man fasziniert von diesem kaum bekannten Werk des kleinen Genies, das für die Sänger viele Arien enthält, in denen sie ihre sängerischen Qualitäten voll ausleben können. Den Übergang bilden natürlich wie in der damaligen Zeit üblich die dazu gehörigen Rezitative. Für diese kaum aufgeführte Mozart-Komposition, die in italienischer Sprache gesungen wurde (leider ohne deutsche Übertitel) hatte man mit Rinaldo ALESSANDRI einen Könner am Pult gefunden, der Mozarts Frühwerk von Anfang bis Ende einfühlsam und zeitgerecht dirigierte, und das verkleinerte MÜNCHENER RUNDFUNKORCHESTER zu einer perfekten Abendleistung führte.

Für diese konzertante Aufführung konnte der Bayerische Rundfunk ein hervorragendes Sängerensemble gewinnen, vor allen Dingen zeigte Chen REISS in der sogenannten Titelpartie Rosina, das angeblich einfältige Mädchen, zu ihrem weichen höhensicheren Sopran eine perfekte Ausarbeitung der in dieser Oper so wichtigen Koloraturen, ebenso konnte Anna Lucia RICHTER als Kammerzofe Ninetta mit Ausstrahlung und abendlicher Stimmbestform die Sympathien des Publikums erringen. In ihrem neckischen Outfit war sie übrigens sofort als Zofe erkennbar.

Elena BELFIORE als Giacinta stellte einen sehr gut geschulten warmen Mezzo vor, während bei den Herren Kay STIEFERMANN als alter grantelnder Junggeselle Don Cassandro, den sich das „einfältige Mädchen“ angelte, alle Register einer humoristischen Gesangsdarbietung zog. In der Tenorpartie des Fracasso und Liebhabers der Giacinta konnte Leonardo CORTELLAZZI in sehr guter stimmlicher Abendform punkten, ebenso der leer ausgegangene Don Polidoro, alias Oliver RINGELHAHN, sowie David STEFFENS als Simone, dessen kräftiger Baßbariton aufhorchen ließ.

Francesco MOI am Cembalo und Vladimir SINKEVICH am Violoncello dürfen nicht unerwähnt bleiben. Und am Schluß gab es drei glückliche Paare, wie es in der comédia dell’ arte ja zu erwarten ist.

Ein unvergeßlicher Mozartabend im Prinzegententheater München.
I.St.