„Eugen Onegin“ – 2. Mai 2015

In Szene gesetzt wurde Tschaikowskys Meisterwerk, zu dem er auch noch mit Konstantin S. Schilowsky das Libretto nach einem Versroman von Alexander Puschkin verfaßte, von Krzystof WARLIKOWSKI, der die Handlung teilweise mit merkwürdigen Tanzeinlagen ausstattete. In der uns allen bekannten Handlung waren Onegin und Lenski bisexuell (dachte der Regisseur hier an die nicht bewiesene homophile Neigung des Komponisten?), besonders zu bemerken in der Duell-Szene des Lenski, der im Bett von seinem Freund Onegin erschossen wird. Tatjana, das junge unschuldige frisch unglücklich verliebte Mädchen erhielt zu ihrem Namenstag ein strippendes Männerballett, als Frauen verkleidete Männer gestalteten die Polonaise im letzten Akt, und alles in allem fand man sich im Rußland der Jetztzeit wieder in einem Saal eines Kolchosen-Anwesens, sogar ausgestattet mit Fernseher mit Eiskunstlaufübertragung (1. Akt), das auch im letzten Bild Verwendung fand, als Fürst Gremin seine berühmte Baß-Arie interpretierte.

Letztere ein großer Abenderfolg für den Bassisten Günther GROISSBÖCK, der damit diesen „Onegin“-Abend sängerisch zu einer guten Erinnerung brachte. Die Bühne und Kostüme von Malgorzate SZEZESNIAK paßten sich dieser merkwürdigen Inszenierung an, sowie die Choreographie für die jeweiligen Ballettdarbietungen der Herren (Saar MAGAL).

Man hatte den Eindruck, daß selbst die Sängerriege des Abends sich nicht so recht an diese seltsame Regie-Auffassung gewöhnen konnte, obwohl neben Günther Groissböck (neben dem Gremin kam er noch in Unterhemd als Sekundant Saretzki vor der Duell-Szene auf die Bühne) Michael NAGY in der Rolle des Onegin auf der Bühne stand, der bestens disponiert seine Titelpartie auslebte, besonders konnte er auch im Schlußakt mit Tatjana auch seine Darstellungsfähigkeiten zeigen. Kristine OPOLAIS als Tatjana gestaltete ihre Partie zwar stimm- und rollengerecht, schien aber mit dieser Partie nicht ganz glücklich zu sein.

Vielleicht lag es aber auch an dem kurzfristig einspringenden Dirigenten des Abends, Andriy YURKEVYCH, der das BAYERISCHE STAATSORCHESTER etwas langatmig durch den Abend führte und viele musikalische Stellen nicht gut herausgearbeitet erklangen.

Als Lenski sang Alexey DOLGOV mit gut geschultem Tenor seine Partie ordentlich, von den weiteren Partien, Heike GRÖTZINGER als Larina, Alisa KOLOSOVA als Olga, konnte sich lediglich mit kräftigen Tönen Elena ZILIO als Filipjewna in Erinnerung halten. Die weiteren Rollen waren mit Alexander KAIMBACHER als Triquet, Evgenij KUCHAROWSKY als Hauptmann und Gintaras VYSNIAUSKAS ausreichend besetzt.

Der CHOR DER BAYERISCHEN STAATSOPER unter der bewährten Einstudierung von Sören ECKHOFF und die HERREN DES OPERNBALLETTs zeigten eine ausreichende Abendleistung.

Alles in allem eine Inszenierung einer großen musikalisch hochkarätigen Oper eines großen Komponisten, die man in dieser Form nicht wiedersehen möchte. Es gab auch wegen der Inszenierung einige Tumulte im Publikum.
I.St.