„Das schlaue Füchslein“ – 23. März 2014

Musikalisch gibt es nichts zu deuteln. Diese Seite des Nachmittags war extrem beeindruckend. Daß die Besetzungsliste keinen einzigen Gast aufwies, spricht nur wieder für die Güte des aktuellen Hamburger Ensembles.

Ich bin eigentlich kein Fan von Hayoung LEE, doch mit der Füchsin Schlaukopf hat sie eine echte Paraderolle gefunden. Sie singt die Partie mühelos, und ihre mädchenhaften, eleganten Bewegungen sind eine Freude zu betrachten. Übertroffen wird sie noch von Lauri VASAR als Förster, der mit warmen Bariton die Rolle singt und tränentreibend spielt. Gerade in seiner Trauer über den Tod der Füchsin ist er ergreifend.

Hellen KWON ist stimmlich in den Höhen manchmal grenzwertig, aber sie spielt einen göttlich-draufgängerischen Fuchs, mit plötzlich schüchternen Momenten. Für Peter GALLIARD gilt stimmlich ähnliches, er zügelt als Schulmeister und Mücke auch erfreulicherweise seinen Hang zur Übertreibung und spielt eine witzige Karrikatur eines pedantischen Lehrers.

Levente PÁLL als Háraschta läßt seinen vollen Baß hören, der in der Szene mit dem Förster seinen großen Auftrittt hatte. Renate SPINGLER war die Försterin und Eule mit Autorität, ohne zu sehr auf die Eifersucht zu setzen, dafür aber mehr auf tiefe Verletzungen. IDA ALDRIAN war als Dackel und Specht sehr gut eingesetzt (auch wenn ich bei ersterem ob des Kostüms erst einmal einen zweiten Blick auf den Besetzungszettel werfen mußte).

Florian SPIESS als Pfarrer und Dachs machte alles richtig, gleiches gilt für Manuel GÜNTHER als Gastwirt Pasek und Solen MAINGUENÉ als Gastwirtin und Schopfhenne. Anat EDRI (Hahn), Pepik/Fuchskind (Hannah Ulrike SEIDEL) und Frantik (Bettina RÖSEL) ergänzten solide.

Die PHILHARMONIKER HAMBURG unter der Leitung von Lawrence FOSTER waren in guter Form; alles, was auf der Bühne unklar blieb, wurde aus dem Graben dann musikalisch geklärt. Foster setzte dabei weniger auf die Ecken und Kanten und mehr auf das Schwelgen, woran nichts Falsches ist.

Der CHOR unter Eberhard FRIEDRICH war wieder großartig, und die HAMBURGER ALSTERSPATZEN Caroline REINBERG (Grille), Mila JOHANNSEN (Heuschrecke) und vor allem Annalena BOCK (Frosch) waren die reine Freude.

Szenisch hingegen bin ich ein wenig ratlos. Die Regie von Johannes ERATH ist, was die Personenführung angeht, wirklich grandios. Das wird sich exakt entsprechend der Musik bewegt, da ist nichts auch nur ansatzweise gegen die Musik, allein: ich weiß einfach nicht, ob der Regisseur eine große Linie hatte, die ich einfach nicht gefunden habe, oder ob diese tatsächlich fehlte. Ich kann, auch mit dem Abstand von einigen Tagen, mir nicht erklären, warum der Dackel wirkte wie eine alternde Dragqueen, die permanent rauchend am Klavier hockte. Die meistgehörte Frage an der Garderobenschlange war dann folgerichtig auch: „Wer war denn die Frau am Klavier?“ Auch die Gleichsetzung des Hühnerstalls mit einer Striptease-Bar war ein bißchen zu holzhammerartig.

Aber das verblaßt tatsächlich hinsichtlich der so präzisen Personenregie. Wenn sich Füchsin und Fuchs annähren, wenn der Pastor beim Kartenspiel betrügt, oder der Förster und der Wilderer sich erschreckend ähnlich sehen, fesselt das Gesehene.

Das Bühnenbild von Katrin CONNAN sowie das Licht von Joachim KLEIN sind passend, gelegentlich gibt es sogar Wald. Die Kostüme von Katherina TASCH müssen sich den Einwand gefallen lassen, daß es gelegentlich schwierig ist zu erkennen, um welches Tier es sich wohl gerade handeln mag.
MK