„La Belle Hélène“ – 19. Januar 2018

Bunt, bunter, am buntesten, Hélène – so kann man die Inszenierung von Renaud DOUCET wohl am besten beschreiben. Nicht der perfekte Wurf wie die „Cenerentola“ des gleichen Regieteams, begeistert die Produktion aber, die die Offenbach-Oper in den 60er Jahren auf einem Kreuzfahrtschiff spielen läßt, mit dem opulenten Bühnenbild ebenso wie den farbenfrohen Kostümen (André BARBE) ebenso wie mit der cleveren Lichtregie (Guy SIMARD). Ganz generell paßt alles überraschend gut zum Stück, und es wird ansteckend gute Laune verbreitet, ohne daß das Ganze in peinlichen Klamauk abrutscht.

Was auch immer dieses Team für einen Zauber auf Viktor RUD zu werfen pflegt, es funktioniert hervorragend. Der Bariton sang einen ausgesprochen stimmschönen Agamemnon und wirbelte rollenkonform lausbübisch über die Bühne. Otto KATZAMEIER war ein großartiger Calchas, der neben allem Spaß gesanglich voll überzeugte.

Mit einem Oreste wie von der Kette gelassen bewies Max Emanuel CENCIC, daß Countertenöre auch jenseits des Barock-Repertoires bestehen können. Ziad NEHME war erfreulicherweise wieder einmal in Hamburg, und auch wenn man ihn sich eigentlich als Páris gewünscht hätte, machte er als Achillemit und ohne Gitarre eine super Figur. Soomin LEE trippelte als bebrillte Bacchis tapfer über die Bühne.

Ein echtes Dreamteam waren Sergei ABABKIN (Ajax premier) und Julian ROHDE (Ajax deuxième), die sich mit ihren ausgefeilten Choreographien für die Endausscheidung zum nächsten „Ballo“ qualifiziert haben dürften. Geschlagen wurden sie allerdings von Renate SPINGLER (Léoena) und Gabriele ROSSMANITH (Parthoenis), die die Disziplin Team-Szenendiebstahl in den letzten Jahren perfektioniert haben.

Ein Abend also, der sich Unterhaltung auf die Fahnen geschrieben hatte und dieses Versprechen auch hielt.

Das Trio, um das sich die eigentliche Geschichte dreht, paßte da nicht ganz hinein. Oleksiy PALCHYKOVneigte auch als Páris zum viel zu überdrehten Spiel, wo vielleicht ein wenig Zurückhaltung mehr gewesen wäre. Der Gesang blieb da durchaus etwas auf der Strecke. Ein bißchen Konzentration auf den musikalischen Part könnte hier vielleicht helfen. Peter GALLIARD, hier als Ménélas, mag man oder man mag ihn eben nicht. Die Titelheldin des Abends wirkte in Jennifer LARMOREs Interpretation zu klischeehaft amerikanisch, zu trutschig.Das könnte vielleicht zum Kreuzfahrtambiente passen, machte aber keine glaubhafte Hélène. Stimmlich lag hier einiges im Argen, was sich auch nicht überspielen ließ.

Der Chor (Leitung: Christian Günther) hatte augenscheinlich viel Spaß an den kleinen und größeren Aufgaben als Kreuzfahrtgäste bzw. Schiffspersonal und begeisterte auch gesanglich.

Nathan BROCK am Pult hatte den Abend trotz des Gewusels auf der Bühne gut im Griff und ließ das PHILHARMONISCHE STAATSORCHESTEReinen flotten Offenbach spielen. AHS