„L’elisir d’amore“ – 7./9. Mai 2014

Würde man eine Aufnahme dieser Abende jemanden unvorbereitet vorspielen, ohne die Sängernamen oder den Aufnahmeort zu verraten, würde sicherlich ein wildes Gerate mit den Namen absoluter Weltstars einsetzen. Kaum jemand würde erraten, daß alle fünf Sänger Ensemblemitglieder bzw. Mitglieder des Opernstudios der Hamburgischen Staatsoper sind, denn ihre Leistungen in der auch nach siebenunddreißig Jahren bezaubernden Inszenierung von Jean-Pierre PONNELLE konnten sich locker mit denen der bekanntesten Rollenvertretern messen. Andere Opernhäuser muß eigentlich der blanke Neid packen.

Da ist Dovlet NURGELDIYEV als Nemorino, den man einfach ins Herz schließen muß. Er singt mit seiner wunderschön timbrierten Stimme, die keine Probleme zu kennen scheint, und in jeder Lage, jeder dynamischen Abstufung gleich qualitätsvoll ist, endlose Phrasen, die spontan wirken, aber immer zur Figur passen. Für die vorbildliche Behandlung von Nemorinos Stoffschaf gibt es eine bisher noch niemals vergebene „1 + mit drei Sternchen“.

Dann ist da Katerina TRETYAKOVA, die Adina eine ungeahnte emotionale Tiefe gibt, wenn sie nämlich deutlich macht, daß auch sie in dem Spiel mit der Zurückweisung Nemorinos so gefangen ist, daß sie sich allein daraus nicht mehr zu befreien vermag, obgleich sie es längst satt hat. Die Koloraturen singt sie, als gäbe es nichts einfacheres auf der Welt, um dann damit sogar noch zu charakterisieren.

Tigran MARTIROSSIAN (Dulcamara) würde man wahrscheinlich alles abkaufen, so viel Charme entwickelt er, während er mit sichtlichem Spaß dieses Schlitzohr verkörpert. Gesanglich kostet er jede komödiantische Nuance genüßlich aus.

Mit Vincenzo NERI sprang als Belcore ein Mitglied des Internationalen Opernstudios ein, der bisher nur in kleinen Rolle zu hören war. Er nutzte seine Chance geradezu optimal, gewann nach wenigen Minuten an Selbstbewußtsein, und stellte ein köstlich gockelndes Mannsbild auf die Bühne. Stimmlich bereiteten ihm weder die Koloraturen, noch die sonstigen Passagen irgendwelche Schwierigkeiten, die Stimme ist angenehm timbriert und vermag zu phrasieren. Es fallen einem spontan einige anderen Rollen ein, die man gerne von ihm hören würde.

Als Gianetta ergänzte Anat EDRI und hielt das hohe Niveau der Besetzungen in dieser Rolle. Gerade im sogenannten „Flüsterchor“ konnte sie richtig aufdrehen und einen nicht allzugroßen, aber gut geführten Sopran präsentieren.

Die HAMBURGER SYMPHONIKER spielen nur wenige Vorstellungen pro Saison in der Hamburgischen Staatsoper, machten ihre Sache aber wie meist, sehr gut. Am Pult hingegen sorgte Joana MALLWITZ für heftige Irritationen auf der Bühne. Von drei besuchten Vorstellungen kam es in allen dreien an der gleichen Stelle zu Koordinierungsschwierigkeiten bis hin zum Ausstieg im Finale des ersten Aktes. Wäre der auch ansonsten tadellose CHOR nicht so routiniert gewesen, hätte der Moment in einem Desaster enden können.
MK