„Euryanthe“ – 30. April 2015

Mit diesem so selten aufgeführten Werk der Romantik befaßte sich die Oper Frankfurt in einer sehbaren und logischen Inszenierung von Johannes ERATH. Die Geschichte einer bösen Intrige der Rivalin der Euryanthe namens Eglantine verlegte der Regisseur vom Mittelalter in die Jetztzeit mit den dazugehörigen Kostümen (Bühnenbild Heike SCHEELE – Kostüme Gesine VÖLLM) und konnte hier trotzdem die tragische Geschichte der an gebrochenem Herzen sterbenden Euryanthe verständlich auf die Bühne bringen.

In der Handlung der Oper wird Realität und Phantasie vermengt, da Carl Maria von Weber bei dieser Oper die Welt des Metaphysischen, des Jenseits vorstellen wollte, es wie im „Freischütz“-Libretto in der Wolfsschlucht auch hier spukende Geister und seltsame Gestalten mit leichtgeschürzten Mädchen gibt, vor allen Dingen die unglückliche Emma, die während des ganzen Stücks spukend als weiße Frau durch die Handlung wandelt (sehr gut gesungen von Katharina RUCKGABER). Es spukt sogar in den Toiletten des in einen Tanzsaal umgewandelten Festsaal einer Burg.

Diese heroisch-romantische Oper des Komponisten enthält viele Motive aus dem „Freischütz“, ganz stark zu bemerken bei der großen Bariton-Arie des Lysart, die in vielem der Tenorarie des Max gleicht, in der dieser mit dem Verlobten der Euryanthe Adolar um beider Hab und Gut bei einem Schachspiel wettet, das Mädchen zur Untreue zu bewegen. Dieses bis dato fast vergessene Werk ist hervorragend durchkomponiert und mit hoher Musikalität ausgestattet, und mag durch diese Aufführung in Frankfurt seinen Weg zu anderen Opernhäusern finden.

Die Interpreten waren sehr glücklich gewählt, in der Reihenfolge des Programmheftes erlebte man in der Partie des Königs Balint SZABO in der dafür ausreichender stimmlicher Form, als unglücklich liebenden Adolar die sehr gute Tenorstimme von Bernhard BERCHTOLD, die gerade für deutsche Oper sehr gut geeignet ist, sowie in einer sehr guten stimmlichen Abendform und Bühnenpräsenz Erika SUNNEGARDH, der die Rolle der Euryanthe auf den Leib geschrieben zu sein schien.

Dazu kamen James RUTHERFORD als Lysart, der gerade seine eingangs erwähnte Arie mit großem baritonalen Effekten ausstatteten konnte, dazu in der weiblichen Intrigantenrolle der Eglantine Heidi MELTON, die nicht nur stimmlich, sondern auch bühnenpräsent (ihre Kostüme hätten etwas vorteilhafter gewählt werden können) ihre Rolle zu einem der Höhepunkte des Abends werden ließ. Als Geist des toten Bräutigams der Emma Udo war Michael PORTER ausreichend besetzt.

Seine romantische Komposition stattete Carl Maria von Weber mit großen Chorszenen aus, um diese exzellent auf die Bühne zu bringen, setzte die Oper Frankfurt zum CHOR auch noch ihren EXTRACHOR ein, die dadurch noch eindrucksvoller und besteinstudiert von Tilman MICHAEL zum Publikum kamen. Die musikalische Leitung hatte Roland KLUTIG übernommen, der das FRANKFURTER OPER- UND MUSEUMSORCHESTER als Kenner der Romantik zu einer Bestleistung führte.

Man wünscht sich, dieses Werk alsbald auch wieder zu sehen und zu hören, vielleicht wenigstens in konzertanter Form.
I.St.