„Giulio Cesare in Egitto“ – 26. März 2016

Johannes ERATH, der die Inszenierung des Stücks übernommen hat, liebt wohl, seine Inszenierungen in das Milieu der dekadenten Gesellschaft um 1920 zu verlegen. Nach der Münchener Inszenierung von „Un Ballo in maschera“ konnte sich man sich auch in Frankfurt davon überzeugen. Diesesmal war es aber eine höhere Gesellschaftsschicht in Kairo oder einer anderen orientalischen Stadt, da am Schluß der Oper ein undefinierbares exotisches Tier die Gesellschaft erschreckte (war vom Presseplatz leider nicht besser zu erkennen). Diese Gesellschaft erlebte in einer Art Rückblick die Liebesgeschichte zwischen Cäsar und Kleopatra (diese steckte man auch in eine schäumende Badewanne der zwanziger Jahre), obwohl sich die anwesenden Paare dann am Ende anders zusammenfügten. Die Kostüme von Katharina TASCH paßten sich zeitgemäß an, das Bühnenbild hielt sich an die Regie.

Es erwartete den Opernbesucher eine ausgezeichnete musikalische Leistung nicht nur des Dirigenten Erik NIELSEN, der das FFRANKFURTER OPERN- UND MUSEUMSORCHESTER zu einer sehr guten Abendleistung für Barockmusik führte, sondern auch eine herausragende Leistung sämtlicher Interpreten des Abends, führend hier Andreas SCHOLL als Giulio Cesare und Matthias REXROTH als Tolomeo, beide Counter, Andreas Scholl konnte seine Stimme gleiten lassen, da sie dazu noch mit hervorragend getroffenen piani und Koloraturen ausgestattet ist, während der Altus Matthias Rexroth mit sehr dramatischen Tönen und sehr guter Stimmfärbung punkten konnte. Dazu lieferte er auch eine sehr gute Gestaltung seiner Partie als der machthungrige Bruder der Kleopatra, die Historie ist hinreichend bekannt.

Als Cornelia war Jamie BARTON eine geglückte Besetzung, alle ihre Arien gelangen ihr bestens. Louise ALDER als Cleopatra war nicht nur äußerlich eine Augenweide (sie muß es ja schon von der Historie her sein), sondern konnte stimmlich mit sehr guten piani-Höhen naturgemäß das Publikum begeistern. Dazu gesellten sich Björn BÜRGER als Curio und Simon BAILEY als Achilla sowie Dimitry EGOROV als Nireno in bester stimmlicher Abendform.

Da es sich hier um eine Barockoper handelt, konnten Felice VENANZONI am Cembalo, Kaamel SALAH-ELDIN am Violoncello, Sophie See-He LEE (Viola da Gamba) und Josep Maria MARTI DURAN mit Laute und Barockgitarre mit ihren Instrumenten gekonnt die nötige musikalische Stimmung der damaligen Zeit mit dem Orchester erzeugen.
I.St.