„Giovanna d’Arco“, – 8. November 2014

Die Video-Produktionsfirma fettFilm (in Person von Momme HINRICHS und Torge MØLLER) hat sich auf Theater- und Opernaufführungen spezialisiert. Angesichts der Tatsache, daß die wenigen mit bekannten Produktionen, an denen sie beteiligt waren, mir in eher nicht positiver Erinnerung blieben (z.B. „Rigoletto“ in Lübeck), hatte ich ein wenig Vorbehalte, als ich nun sah, daß sie erstmals eine Oper selbst inszenieren würden. Der Eindruck war zwar ein zwiespältiger, aber im Großen doch eher positiv.

Wenn man sich lediglich auf die Inszenierung als solche konzentriert, so verwundert es doch, daß trotz der Zusammenarbeit mit doch eher dem Regietheater zugewandten Regisseuren eine relativ unspektakuläre, um nicht zu sagen biedere Personenführung herauskam. Sie beschränkte sich im wesentlichen auf das „bewährte“ Konzept des auf der Bühne (ebenfalls fettFilm mit Markus BOXLER) Herumstehen/-laufen mit gleichzeitigem Händeringen. Allerdings gefiel mir die Hintergrundgeschichte sehr gut: Der Vater zwang Giovanna von Kindesbeinen an zu beten und schleppte ständig Männer für sie an. Die Kostüme von Uta HEISEKE fügten sich gut in das Bild ein.

Auf der anderen Seite gab es jedoch äußerst stimmungsvolle und perfekt zur Musik passende, hochwertigste Videoprojektionen und absolut irre, fast schon revolutionäre Effekte. Wie sich die graue Treppe auf einmal langsam in eine verwilderte Stätte verwandelte und wie am Ende vom ersten Akt plötzlich über die wieder graue und sich selbst scheinbar bewegende Treppe Schattengestalten zu Giovanna hochkraxelten, ließ einen vollkommen gebannt mit geweiteten Augen auf der Bühne kleben. Es bleibt zu hoffen, dass fettFilm mal einen fähigen Regisseur findet, der ihnen genügend Spielraum bietet. Die hätten selbst Anthony Pilavachis einzigartigen Lübecker Ring NOCH besser machen können.

Anna PRINCEVA meisterte die Titelpartie ohne Fehl und Tadel, dennoch kaufte ich ihr die Kriegerin kaum ab. Sie war mir zu sehr das kleine Kind.

Giovannas Vater Giacomo lag bei Maxim ANISKIN in guten Händen. Zwar fehlte mir das letzte Quäntchen, aber im Großen und Ganzen konnte er seinen Zwiespalt doch greifbar machen. Zudem verfügt er über eine angenehm dunkel timbrierte Stimme.

George ONIANI (Carlo) ist ein klassischer Stentor-Tenor – das allerdings im positiven Sinne.Auch wenn er offenbar gerne mal etwas mehr auf Effekt macht, so wirkt es nicht so prätentiös und störend wie bei anderen Sängern dieser Gattung.

Christian GEORG sang einen soliden Delil, Martin TZONEV (Talbot) ließ mit seinem interessanten Baß aufhorchen.

Will HUMBURG hatte das BEETHOVEN ORCHESTER zu jeder Zeit fest im Griff und ließ einen grundsolide spritzigen Verdi vernehmen. Die Koordination mit dem zeitweise im Rücken befindlichen „Bühnenorchester“ klappte perfekt. Der Herren vom CHOR und EXTRACHOR DES THEATER BONN unter Volkmar OLBRICH waren nicht immer so ganz homogen, ganz im Gegenteil zu den tollen Damen.
WFS