„Le comte Ory“ – 12. April 2015

Opernstudio der Bayerischen Staatsoper

Marcus H.ROSENMÜLLER, der die Inszenierung des Stückes übernahm, verlegte die Handlung in die Bowling-Bahn, eingerichtet im Keller eines französischen Schlosses der Jetztzeit (Bühne Doerthe KOMNICK und Kostüme Sophia DREYER), um die Schloßherrin und ihr Gefolge zu ernähren, die dazugehörigen Herren einschließlich des Schloßherren waren im Krieg. Warum aber der die Handlung betitelnde Verführer aller Weiblichkeit und seine Kumpane, die in vielen Verkleidungen ihr verführerisches Unwesen bei der Damenwelt trieben, auch steckbrieflich gesucht vom Gouverneur des Ortes, vom Kriegsdienst verschont blieben (sie kehrten allesamt am Schluß der Oper heil zurück), läßt das Libretto von Eugène Scribe und Charles-Gaspard Delestre-Poirson offen.

An diesem Abend versuchte es der Titelheld als Wunderheiler, Bowling-Champion und Klosterfrau, um zu seinem Ziel zu gelangen. Das Publikum war mit einbezogen und erhielt beim Eintritt einen Steckbrief zum Programm, Ory könnte ja in einer Verkleidung im Publikum sitzen, was der Gouverneur auch gleich zu Beginn der Oper kund tat. Insgesamt inszenierte Marcus H.Rosenmüller die Oper als Lustspiel für Kinder und Jugendliche und jung gebliebene Erwachsene, sie ist ja auch eine opéra comique.

Gioacchino Rossini, der Meister der opéra comique, dessen großartige Musik ja diese seine vorletzte Oper – komponiert im Jahre 1824 – schließlich ausmacht, kam durch soviel Aktionen auf der Bühne ein wenig zu kurz, obwohl an diesem Abend eine Dirigentin am Pult stand, die das BAYERISCHE STAATSORCHESTER Staatsorchester einfühlsam und Rossini-gerecht durch den Abend führte, nämlich Oksana LYNIV, von ihr wird man noch vieles Positives zu hören bekommen.

Die Interpreten des Abends kamen allesamt aus dem Opernstudio der Bayerischen Staatsoper, dem man zu diesen jungen Sängern nur gratulieren kann. Die Comtesse – im Programmheft als Adèle benannt – sang Elsa BENOIT mit sehr guten Koloraturen und schönen ausgefeilten piani, Matthew GRILLS in der Titelrolle zeigte ausgeprägte tenorale Rossini-Höhen und dazu noch eine sehr gute Darstellungsfähigkeit (erwähnenswert die Szene unter der Dusche) und Marzia MARZO als Isolier, männlich in der Darstellung mit sehr gutem ausdrucksbetontem Mezzo.

Die weiteren Protagonisten des Opernstudios wie Rachael WILSON als Ragonde, John CARPENTER als Raimband und Leonard BERNAD als Gouverneur sowie die kleineren Rollen wie Maria PITSCH als Alice, Andreas SMETTAN und Evgenij KACHUROVSKY als Coryphée 1 und 2 waren ebenfalls gut ausgewählt und fügten sich bestens ein. Dazu auch noch der EXTRACHOR DER BAYERISCHEN STAATSOPER unter der sehr guten Einstudierung von Sören ECKHOFF.
I.St.