„La favorite“ – 9. November 2016

In einer sehbaren Inszenierung (Amélie NIEMEYER) kam dieses so selten auf den Opernbühnen gespielte Werk des Belcanto-Komponisten Gaetano Donizetti auf die Bühne des Nationaltheaters München. Warum man dieses musikalische Kleinod so selten auf den Bühnen zu hören und zu sehen bekommt, hängt unter Umständen damit zusammen, daß man hier beste Sängerdarsteller benötigt, da es eine hohe Stimmanforderung an die Protoganisten enthält, die das Belcanto-Fach perfekt beherrschen müssen. Es ist nun der Bayerischen Staatsoper gelungen, solche Sänger zu finden, die in ihrer Gesamtheit eine gesangliche abendliche Bestleistung erbringen konnten.

Zunächst aber mag aber auf die Inszenierung eingegangen werden, die Frau Niemeyer in die Jetztzeit verlegte (Kostüme Kirsten DEPHOFF) mit Bühnenbild von Alexander MÜLLER-ELMAU. Man wird wohl kaum bei heutigen Inszenierungen die Originalzeit auf den Bühnen finden, so daß man hier mit der Inszenierungs-Auffassung der Regisseurin zufrieden sein kann, der auch die Personenführung gelang. Das klösterliche Ambiente von Santiago di Compostela durch einen Christus am Kreuz und beweglichen Heiligenfiguren konnte gut dargestelt werden, nur die Holzstühle für einen königlichen Palast wirken störend und nicht handlungsgerecht, da das Libretto von Alphonse Royer, Gustav Vaez und Eugène Scribe in der Zeit der Regentschaft des spanischen Königs Alphonso XI spielt.

Die Musik Donzettis wirkt – wie die Werke aller Belcanto-Komponisten – wie eine Droge, nach der man süchtig ist, hinreißend vor allem die einzelnen Arien der Protagonisten, die zu singen eine hohe Anforderung an die Stimmen stellt. In der Titelrolle der Léonor de Guzman, der Favoritin des Königs, die sich in den Novizen Fernand verliebt, der hin- und hergerissen zwischen der irdischen Liebe und der Liebe zu Gott, sich letztendlich aber doch durch ihren Tod für letzteren entscheiden muß, wurde von Elina GARANCA in stimmlicher Bestdisposition und darstellerisch glaubwürdig gesungen, sehr gut ihre Interpretation in ihrer Todesszene.

In der Rolle des Novizen Fernand erlebte man Matthew POLENZANI, der sich mit dieser Partie, die außergewöhnliche schwer zu bewältigende pianireiche sowie höhenknifflige Tenorpassagen enthält, wohl endgültig in die Spitze der Welttenöre gesungen haben dürfte, seine leidenschaftliche Liebe zu Léonor und seine Gotteszweifel konnte er hörbar bestens herausarbeiten.

Als Alphonse XI (man betitelte die spanischen Namen in die französische Form um, da man in der Originalsprache des Librettos sang – Uraufführung der Oper war am 2. Dezember 1840 in Paris) sprang für den plötzlich erkrankten Mariusz Kwiecien Vito PRIANTE ein, der nur drei Stunden Zeit hatte, sich in die Inszenierung einzufinden und seine Sache perfekt in bester stimmlicher Position auf die Bühne brachte.

Mika KARIS als Abt Balthasar mit profunder Baß-Stimme zeigte von Anfang an eine sehr gute Bühnenpräsenz, dazu waren die Rollen des Don Gaspard mit Joshua Owen MILLS und Inès mit Elsa BENOIT mit sehr guten Stimmen besetzt.

Die musikalische Leitung hatte Karel Mark CHICHON, der das BAYERISCHE STAATSORCHESTER gut durch den Abend führte, der leider ab und an das Belcanto Donizettis etwas zu laut dirigierte, was schon bei der Ouvertüre zu bemerken war. Die Ballett-Musik kam sehr gut herüber, leider aber war kein Ballett auf der Bühne zu sehen, Lèonor und der König begleiteten die Musik durch Beifallsgesten (es sollte sich da ja um eine höfische Aufführung handeln), was lächerlich wirkte.

Der CHOR DER BAYERISCHEN STAATSOPER Staatsoper war wiederum von Sören ECKHOFF bestens einstudiert.

Alles in allem kann man von einem gelungenen Belcanto-Abend sprechen. I.St.