"OSUD" - 15. Mai 2006

Was für eine wundervolle Oper!

Janáceks Geschichte um den Komponisten Živný, seine Liebe zu Mila und die Entstehung seiner Oper ist von einer musikalischen Intensität und Schönheit, daß man kaum unberührt bleiben kann. Zugegeben für Seltengeher oder Touristen, die nur eben mal eine Vorstellung in der Wiener Staatsoper besuchen wollen, ist es wohl schwere Kost, aber eigentlich dürfte sich niemand mit ein bißchen musikalischem Gefühl dem Reiz dieser Oper entziehen können.

Wie bereits bei der "Jenufa" schuf David POUNTNEY einen angemessenen Rahmen zum Erzählen der Geschichte um Musik, Leidenschaft und dem Scheitern einer Liebe.

Fragt man sich zu Beginn noch, welchen Sinn wohl die zahlreichen Plastikvorhänge haben sollen, entpuppt sich dies als so geniale wie einfache Idee, um auf der Drehbühne die unterschiedlichsten Räume zu schaffen (Bühne: Stefanos LAZARIDIS). Mittelpunkt ist der Flügel, an dem Živný seine Oper schreibt; ein fester Punkt, um den sich die Handlung dreht.

Und so ist auch Živný selbst Dreh- und Angelpunkt dieses Bühnenwerks. Jorma SILVASTI füllte die Partie mit Präsenz und stimmlicher Autorität. Der finnische Tenor verlieh der Figur genau das richtige Maß an Sympathie und Charme und machte so nachvollziehbar, weshalb Mila von diesem eigentlich so introvertierten Eigenbrötler nicht bzw. nur durch den Tod loskommt.

Die gut geführte Stimme kam auch an diesem Abend voll zur Geltung und trug mit wunderschön gesungenen Phrasen maßgeblich zum Erfolg des Abends bei.

Cornelia SALJE bot einen guten Gegenpart. Mila Valkova, die umschwärmte Schönheit, einst von Živný verlassen und mit seinem Kind unter der Fuchtel ihrer Mutter lebend, bricht beim Wiedersehen mit dem Geliebten aus den Konventionen aus und kehrt zu ihm zurück.

Die Sängerin spielte die Rolle behutsam, aber mit Konsequenz, so daß Milas Kraft, mit der sie bis zu ihrem Tod die schwierige Beziehung aufrechterhält, greifbar wurde. Gesanglich stand sie ihrem Partner in nichts nach. Das romantische Wiedersehen im 1. Akt und der im 2. Akt ausbrechende Konflikt wurden so zu musikalischen Höhepunkten.

Seltsam blaß blieb an diesem Abend Anja SILJA. Da waren weder stimmliche, noch darstellerische Präsenz. Woher die Macht seitens Milas Mutter, die Beziehung der Tochter zu zerstören, stammte, blieb so einfach offen.

Aus den Kleinst- und Nebenrollen tat sich Shalva MUKERIA mit seinem Miniauftritt als Hrazda besonders hervor. Der Rest blieb eher unauffällig, wobei die Herren ROIDER, BANKL und TICHY im 1. Akt eher anstrengten.

Die zahlreiche Mehrfachbesetzung einiger Sänger machte es manchmal schwierig, der Handlung zu folgen. Dies war auch das einzige inszenatorische Manko und bei der Fülle an Rollen wohl nichts anders zu bewerkstelligen.

Schlußendlich sei diese Oper auch anderen Häusern ans Herz gelegt. Vielleicht nicht massentauglich, verdient sie aber wegen ihrer musikalischen Pracht einfach mehr Aufmerksamkeit. AHS

"Le Villi"