Was
für eine wundervolle Oper!
Janáceks
Geschichte um den Komponisten Živný, seine Liebe zu Mila und die Entstehung
seiner Oper ist von einer musikalischen Intensität und Schönheit, daß
man kaum unberührt bleiben kann. Zugegeben für Seltengeher oder Touristen,
die nur eben mal eine Vorstellung in der Wiener Staatsoper besuchen wollen,
ist es wohl schwere Kost, aber eigentlich dürfte sich niemand mit ein
bißchen musikalischem Gefühl dem Reiz dieser Oper entziehen können.
Wie
bereits bei der "Jenufa" schuf David POUNTNEY einen angemessenen Rahmen
zum Erzählen der Geschichte um Musik, Leidenschaft und dem Scheitern einer
Liebe.
Fragt
man sich zu Beginn noch, welchen Sinn wohl die zahlreichen Plastikvorhänge
haben sollen, entpuppt sich dies als so geniale wie einfache Idee, um
auf der Drehbühne die unterschiedlichsten Räume zu schaffen (Bühne: Stefanos
LAZARIDIS). Mittelpunkt ist der Flügel, an dem Živný seine Oper schreibt;
ein fester Punkt, um den sich die Handlung dreht.
Und
so ist auch Živný selbst Dreh- und Angelpunkt dieses Bühnenwerks. Jorma
SILVASTI füllte die Partie mit Präsenz und stimmlicher Autorität. Der
finnische Tenor verlieh der Figur genau das richtige Maß an Sympathie
und Charme und machte so nachvollziehbar, weshalb Mila von diesem eigentlich
so introvertierten Eigenbrötler nicht bzw. nur durch den Tod loskommt.
Die
gut geführte Stimme kam auch an diesem Abend voll zur Geltung und trug
mit wunderschön gesungenen Phrasen maßgeblich zum Erfolg des Abends bei.
Cornelia
SALJE bot einen guten Gegenpart. Mila Valkova, die umschwärmte Schönheit,
einst von Živný verlassen und mit seinem Kind unter der Fuchtel ihrer
Mutter lebend, bricht beim Wiedersehen mit dem Geliebten aus den Konventionen
aus und kehrt zu ihm zurück.
Die
Sängerin spielte die Rolle behutsam, aber mit Konsequenz, so daß Milas
Kraft, mit der sie bis zu ihrem Tod die schwierige Beziehung aufrechterhält,
greifbar wurde. Gesanglich stand sie ihrem Partner in nichts nach. Das
romantische Wiedersehen im 1. Akt und der im 2. Akt ausbrechende Konflikt
wurden so zu musikalischen Höhepunkten.
Seltsam
blaß blieb an diesem Abend Anja SILJA. Da waren weder stimmliche, noch
darstellerische Präsenz. Woher die Macht seitens Milas Mutter, die Beziehung
der Tochter zu zerstören, stammte, blieb so einfach offen.
Aus
den Kleinst- und Nebenrollen tat sich Shalva MUKERIA mit seinem Miniauftritt
als Hrazda besonders hervor. Der Rest blieb eher unauffällig, wobei die
Herren ROIDER, BANKL und TICHY im 1. Akt eher anstrengten.
Die
zahlreiche Mehrfachbesetzung einiger Sänger machte es manchmal schwierig,
der Handlung zu folgen. Dies war auch das einzige inszenatorische Manko
und bei der Fülle an Rollen wohl nichts anders zu bewerkstelligen.
Schlußendlich
sei diese Oper auch anderen Häusern ans Herz gelegt. Vielleicht nicht
massentauglich, verdient sie aber wegen ihrer musikalischen Pracht einfach
mehr Aufmerksamkeit. AHS
"Le
Villi"
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