Einziges
Highlight des zweiten Teils war Krassimira STOYANOVA. Ihr gelang es Annas
Wesen und deren Liebesglück bzw. -leid jenseits der Regieideen Gestalt
zu geben. Ihr Sopran geriet zwar in einigen Momenten noch an seine Grenzen,
besitzt aber eine klaren Schmelz und Individualität. Da blitzte immer
wieder eine Nedda auf, und man wurde neugierig darauf, die Sängerin in
anderen Partien zu hören.
Alberto
MASTROMARINO wirkte als Guglielmo seltsam fern vom Bühnengeschehen. Er
sang seine Partie anfangs solide, hatte dann aber in seiner großen Szene
Schwierigkeiten, die Linie zu halten, und verschenkte so leider viel an
Profilierungsmöglichkeit.
Am
meisten bejubelt wurde an diesem Abend José CURA - wofür blieb allerdings
offen, denn seine Leistung war enttäuschend, Rollengestaltung und Gestik
nur auf Effekt gemacht. Seine Stimme schlägt nur unter großen Druck an.
Zu leisen Tönen war er also nicht fähig. Ein Kratzen signalisierte, daß
in den hohen Lagen etwas im Argen lag. Dafür hörte man während des im
Dauerforte gesungenen Arie im 2. Akt einige höchst überflüssige Schluchzer.
Was Anna und Roberto verband bzw. später trennte, mußte man raten.
Die
Inszenierung trug da auch nicht zum Verständnis bei. Es handelte sich
hierbei vielmehr um ein weiteres Beispiel dafür, daß eine merkwürdige
Deutung einer eigentlich deutlichen Handlung durch handwerkliches Unvermögen
viel Verwirrung stiftet.
Karoline
GRUBER, die sich im Programmheftinterview mit einer Reihe bekannter Namen
schmückt, sieht in Puccinis Märchen über eine sterbende Liebe und die
tödliche Bestrafung des untreuen Geliebten, die Geschichte über die Bindung
der Frau an Haus und Herd per sé.
Das
Ganze ist dabei mit seinen quietschbunten Kostümen (für den Chor) und
zuerst auch Einrichtungsgegenständen (Ausstattung: Johan ENGELS) so schlecht
und auf Effekt gemacht, daß man wenig Lust verspürte, sich mit der Idee
auseinanderzusetzen.
Ein
höchst unbefriedigendes Erlebnis, das nur dadurch aufgewertet wurde, daß
neben einer einwandfreien Leistung seitens des Soprans erleben durfte,
wie das Orchester der Wiener Staatsoper an einem guten Abend Puccinis
Musik gekonnt zum Klingen bringt. AHS
|