Hier
sind einzig Wotans Speer und der übergroße Ring Alberichs "real". Das
Rheingold wird durch eine gleißende Lichtflut von oben angedeutet. Aus
unerfindlichen Gründen erscheint im "Rheingold" ein graues sargähnliches
Möbel, das sich dann in ein blaues schiffartiges spitzes Gebilde verwandelt
und sich auf der Bühne dreht. Die Symbolik dieses unnützen Versatzstückes
ist nicht klar. Statt eines Hammers nennt Donner einen eckigen Prügel
sein Eigen. Die Götter tragen alle einen oder mehrere weite, auf den Schultern
ruhende, Ringe um den Hals, je nach Hierarchie, sowie kleine Brettchen
hinter dem Kopf. Manche Kostüme sind an der Grenze des Lächerlichen. Der
arme Alberich trägt mit nacktem Oberkörper einen riesigen schwarzen Reifen
um den Leib und erinnert fatal an einen schwarzen Pneu-Mann "Bibendum"
der Michelin-Reklame. Die Riesen gehen auf Koturnen und werden durch schwarze
Bretter über dem Kopf noch überhöht, was sie in die 3-Meter-Höhe bringt.
Vom Nibelungenschatz ist nichts zu sehen, die Nibelungen (eine Gruppe
von Kindern in Schachtel-Kostümen) rennen in Kreisen umher, ohne irgend
etwas zu tragen. Die Nicht-Auftürmung des Horts um Freia zu verdecken,
wird daher zur Farce.
Die
Sängerschar in "Rheingold" war sehr unterschiedlich. Jukka RASILAINEN
ist kaum ein idealer Wotan. Sein rauher, nicht sehr differenzierter Baßbariton
trägt zwar sehr gut, doch fehlt das ruhige Strahlen der Stimme für "Abendlich
strahlt" im "Rheingold". Anderseits waren die meisten anderen Sänger Luxusbesetzungen,
angefangen mit Laurent ALVARO (Donner) und Endrik WOTTRICH (Froh). Beide
waren stimmlich überragend und spielten ausgezeichnet die etwas bekloppten
Götter. David KUEBLER (Loge) ließ sich entschuldigen, da er völlig stimmlos
war. Arnold BEZUYEN wurde aus Wien eingeflogen und sang mit seinem etwas
spitzen Charaktertenor ausnehmend prägnant die hintergründige Rolle des
gewieften Halbgottes vor einem Notenpult auf der linken Vorderbühne, während
Kuebler blendend die Rolle auf der Bühne mimte.
Als
Alberich war Sergei LEIFERKUS stimmkräftig und spielte hervorragend trotz
seines läppischen Kostüms. Volker VOGEL als gequälter Mime gab die Schläge
Alberichs sehr glaubhaft wieder. Die beiden Riesen waren sehr beeindruckend,
doch dank der riesigen Kostüme einigermaßen behindert. Franz-Josef SELIG
als Fasolt war stimmgewaltig, aber auch sehr lyrisch, wenn er an Freia
denkt. Bruder Fafner war beim kraftvollen Baß Günther GROISSBÖCKs in besten
Händen, der seinen Bruder mit einem leichten Klaps sehr kurzbündig entsorgte
- nur keine Emotion.
Mihoko
FUJIMURA ist derzeit weltweit die Fricka. Ihr warmer Mezzosopran gibt
der Rolle der germanischen Xanthippe etwas menschliche Züge. Die ausgezeichnete
Camilla NYLUND war in der kleinen Rolle der Freia zu hören. Sie stand
aber meist im Hintergrund oder abseits und wirkte deshalb etwas stimmschwach
für Wagner. Die große Überraschung war die Erda von Qiu Lin ZHANG (trotz
ihres Namens stammt sie aus Toulouse). Hier ist einmal wieder eine wirkliche
Altstimme zu hören, mit vollen, runden Tiefen. Sie sang prachtvoll "Weiche
Wotan, weiche!". Man muß an Kathleen Ferrier oder Margarethe Klose denken.
Der jungen Sängerin ist ein große Karriere fast sicher. Von den drei Rheintöchtern,
war Kirsten BLAISE (Woglinde ) die schwächste. Ihr heller Sopran ist für
Wagner - selbst die Woglinde - noch etwas dünn. Dafür sangen Daniela DENSCHLAG
(Wellgunde) und auch Annette JAHNS (Floßhilde) sehr gut und spielten in
aparten silbergrauen Abendkleidern. wig
"Die
Walküre"
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