Nachdem
der jungen Tenor aus Mexico mit seinem ersten Recital mit italienischen
Arien sehr erfolgreich war, konnte man davon ausgehen, daß bald eine zweite
CD folgen würde. Und daß nicht ein weiteres rein italienisches Programm
folgen würde, war wohl zu erwarten und auch wünschenswert, denn bei den
italienischen Arienrecitals herrscht ja eine wahre Inflation.
Die
Auswahl bewegt sich zwischen Bekanntem und selten gespieltem von Gounod
und Massenet („Romeo et Juliette“, „Faust“, „Werther“, „Manon“ bzw. „Polyeucte“,
„La reine de Saba“, „Griseldis“, „Le Mage“). Der Zuhörer ist natürlich
geneigt, sich mehr den bekannten Arien auseinanderzusetzen, denn es ist
auch bei ein- oder zweimaligen Zuhören schwer, sich mit den selten gespielten
Werken vertraut zu machen.
Teilweise
ist die Auswahl sehr gewagt, aber sehr gelungen, und zeigt, daß in dem
Künstler eine große Wandlungsfähigkeit im Ausdruck steckt, allerdings
scheint mir die Lautstärke sehr manipuliert worden zu sein, denn auf der
Bühne klingt die Stimme ganz anders.
Es
ist eine wahre Freude den diversen Interpretationen zu lauschen, Villazón
ist einer der wenigen Sänger, der in der Lage ist, eine Balance zwischen
Lautstärke und Pianokultur zu halten. Und was neuerlich zu betonen ist,
sein Französisch ist gut und fast akzentfrei (was bei anderen seiner Kollegen
eine großes Manko ist). Dies trägt natürlich sehr dazu bei , daß der Vortrag
viel harmonischer klingt, und der Künstler selbst durch seine französischen
Sprachkenntnisse den Text besser verständlich machen kann.
Die
Begleitung erfolgt durch das ORCHESTRE PHILHARMONIQUE ET CHOEUR DES RADIO
DE FRANCE unter Evelino PIDO und ist sehr ausgeglichen. Eine kurze Präsenz
von Natalie DESSAY bei der „Manon“-Szene gibt es auch.
Obwohl
ich bereits von dem italienischen Recital sehr angetan war, ist der zweite
Wurf noch weitaus besser gelungen und vor allem interessanter. Es ist
also zu hoffen, daß zumindest die meisten bekannten Rollen in das Bühnenrepertoire
des Tenors aufgenommen werden. EH
|