Hans
Werner Henze hat schon des Öfteren den Kompositionsprozeß seiner Opern
schriftlich begleitet. Er nimmt die Hörer der Werke mit zurück in die
Zeit der Entstehung, der Gedanken, die das Schreiben begleitet haben,
der Menschen, die ihn begleitet haben. Bei seiner letzten Oper "Phaedra"
waren die Umstände besonders schwierig, lange war nicht klar, ob Henze
die Oper überhaupt beenden würde können. Einem Armbruch folgte eine schwere
lebensbedrohliche Krankheit, und dann starb auch noch Henzes langjähriger
Lebenspartner Fausto Moroni.
Trotzdem
gibt es auch hier Texte Henzes. Zerrissen, brüchig, mit (s.o.) großen
zeitlichen Lücken zeichnet er den Entstehungsprozeß der "Phaerda" nach.
Aber immer freundlicher Erklärer, Erzähler, Erinnerer mit großer Nähe,
zugleich großer Distanz, jemand der Worte liebt, Kommunikation braucht,
Menschen liebt, und jetzt viel Ruhe braucht.
Ergänzt
und unterfüttert wird Henzes Text von Gedichten und Eindrücken des Librettisten
Christian Lehnert, ein frischer Blick auf die erste Begegnung, die erste
gemeinsame Arbeit. Am Schluß steht ein Text von Peter Petersen, der sich
der vollendeten Oper von musiktheoretischer Seite unter dem Aspekt des
Alterswerkes nähert.
Das
Buch ist ein Muß für alle, die die Oper gesehen haben, aber auch eine
Bereicherung für jeden mit Interesse an zeitgenössischer Oper und den
Menschen, die diese schaffen. KS
Hans
Werner Henze, Christian Lehnert: "Phaedra, ein Werkbuch", Berlin, Wagenbach,
2007. ISBN 978-3-8031-1247-7. - € 13,50
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