Zwei
sehr gegensätzliche Sänger in der Interpretation zweier Musikgiganten
Zum
einen der russischen Bariton Dmitri HVOROSTOVSKI mit Verdi-Arien, zum
anderen der Waliser Bryn TERFEL mit Wagner.
Obwohl
ich persönlich musikalisch eher zur Verdi tendiere, fällt aber in diesem
Fall meine Gunst eindeutig an Bryn Terfel und seine Wagner Einspielung
zu.
Das
neue Recital von Dmitri HVOROSTOVSKI geht quer durch das Schaffen Verdis,
wobei ich schon durch die Reihung der Auswahl etwas seltsam berührt war.
Begonnen
wird mit "Otello", Jagos Credo, und ich konnte nicht feststellen, daß
der richtige Zugang zur der Rolle vorhanden wäre. Die nächste Rolle ist
der Stankar aus "Stiffelio", die ich als neutral einstufe, denn die Vaterrollen,
fordern meist sehr wenig. Die Emotionen im "Nabucco" bedürften eines intensiveren
Ausdruck , auch die große Arie des Renato ist nur auf Präsentation der
Stimme, nicht aber auf Ausdruck ausgerichtet. Weiter gibt es noch "Ernani",
"Masnadieri" und "Trovatore". Amerikanische Medien klassifizieren dieses
Recital unter den besten Neuerscheinungen "Born to sing Verdi" oder "his
richly beautiful voice has never sounded better".
Mit
der ersten Aussage habe ich Probleme, diese zu bestätigen oder zu unterstreichen.
Die Stimme klingt schön und ist sehr einschmeichelnd, es hat sich sogar
seine Technik verbessert, und die Aspiration, die so oft den Gesang empfindlich
gestört hat, ist nahezu verschwunden. Der Gesangstil und der Ausdruck
sind aber weit davon entfernt höheren Ansprüchen zu genügen. Das Orchester,
die PHILHARMONIA OF RUSSIA unter Mario BERNARDI trägt auch nicht viel
dazu bei, daß sich der Gesamteindruck verbessert.
Im
Prinzip ist es eine Einspielung mehr, die zum Verdi Jahr herausgekommen
ist, die aber nicht zwingend einen Platz in einer Diskothek beanspruchen
kann.
Egal
womit sich Bryn TERFEL präsentierte, es war stets von höchster Qualität.
Eine Prachtstimme, höchste musikalische Einfühlung und Ausdruck, phantastische
Phrasierung, und so ist auch diese Einspielung erste Qualität . Großartig
berührend sein Wotan, makellos "Oh Du mein holder Abendstern", eindrucksvoll
der Holländer-Monolog und der Amfortas. Auch an den Sachs wagt sich Bryn
Terfel auf dieser CD, und man ist verblüfft ob seiner Wortdeutlichkeit
und der Intensität des Vortrags.
Die
Berliner Philharmoniker unter Claudio ABBADO liefern einen prächtigen
Orchesterklang und eine ausgezeichnete Begleitung zu dem edlen Gesang.
Bryn
Terfel zeigt uns jetzt mit dieser Einspielung, welche Rollen, welchen
Weg er in Zukunft gehen will, und er wird diese Qualitätsprobe, die er
jetzt abgegeben hat , in der kompletten Gestaltung der Rollen sicher noch
intensivieren können und dem Zuhörer und Zuseher eine der heute schon
eher seltenen Sternstunden der Operninterpretation bieten können. EH
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