Immer
mehr große Sänger bringen Arien-Recitals auf durchaus preiswerten Labels
heraus, und es erleichtert ungemein eine Kaufentscheidung. Johan Botha,
der Südafrikaner mit österreichischem Paß, ist einer aus dieser Riege.
Johan
Botha hat sich in seinen jungen Jahren schon eine beachtliche Karriere
aufgebaut, und ein recht breites Repertoire erarbeitet . Diese CD soll
wohl eine "Kostprobe" dessen abgeben, welche Rollen er im italienischen
Fach gerne singt.
Meine
ganz persönlichen Live-Erlebnisse werden durch dieses Recital bestätigt.
Johan Botha ist ein Sänger mit guter Diktion, klaren Höhen. Seine Arienauswahl
beinhaltet viele Highlights der Opernwelt. Nicht alles liegt ihm allerdings
gleich gut in der Kehle. Bei allen vier Puccini-Arien aus "Manon Lescaut",
"Bohème", "Tosca", "Turandot" fand er eine optimale Linie und Klangfärbung.
Mit seinem Pollione hingegen war ich schon in der Volksoper nicht sonderlich
glücklich, und ich habe auch jetzt keine Freundschaft mit dieser Interpretation
geschlossen.
Bei
Verdi sind gute Ansätze , aber er wagt sich an Rollen, die er besser lassen
sollte. In der "Sizilianischen Vesper" und "Aida" kann er bestehen, wobei
ich bei "Aida" auch nicht ganz zufrieden bin. "Maskenball" und "Luisa
Miller" sollte er tunlichst meiden, dazu fehlt im Hingabe und der gewisse
Schmelz.
Bei
Mascagni, Leoncavallo und Giordano fühlt er sich wieder wohl und zu Hause.
Damit ist wieder einmal bewiesen, daß ein Tenor zwar technisch alles singen
kann, aber in der Praxis doch seiner Stimme und der Zukunft wegen behutsam
und wählerisch vorgehen sollte. Auch wenn mich das Recital nicht über
die volle Länge begeistert, so ist es doch eine Bereicherung der Discothek,
weil eine Stimme und Interpretation geboten wird, die einen neuen Stil
anpeilt, wie auch immer man persönlich dazu stehen mag.
Begleitet
wird Johan Botha vom VIENNA RADIO SYMPHONIEORCHESTER und der Leitung von
Paolo CARIGNANI sehr einfühlsam. EH
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