Vor
sechseinhalb Jahren sah ich diese Produktion von Grischa ASAGAROFF das
erste Mal. Einige, der Negativa, die ich damals anmerkte, sind verschwunden,
beispielsweise das völlig effektlose Finale. Jetzt gingen Chenier und
Maddalena einfach nach hinten ab, anstatt eine Art Fahrstuhl zum Schaffott
zu besteigen. Auch die Frisuren sind ansehnlicher geworden. Der Rest entsprach
dem damaligen Eindruck.
Die
Besetzung der Titelrolle mit Yonghoon LEE war ausgesprochen zwiespältig.
Ein Chenier, der das "Improviso" ohne jede Nunancierung singt, alles gleichförmig
im forte hören läßt und schließlich zwar erreichte, aber wenig schöne
Spitzentöne hören läßt, genügt meinen Ansprüchen an die Partie nicht.
Man kann dem Sänger zugute halten, daß er sich bei "Si, fu soldato" und
"Come un bel di" etwas mehr um Phrasierung bemühte. Leider machte er den
positiven Anfang dann wieder durch zuviel Kraftmeierei am Schluß zunichte.
Zudem brachte der Tenor nicht eben viel Persönlichkeit mit, sondern wirkte
teilweise etwas verloren.
Martina
SERAFIN, die sich offenbar freier bewegen durfte, als noch die Premierenbesetzung,
sang eine gute, aber nicht außerordentliche Maddalena. Sie hatte alle
Töne, wußte zu phrasieren, war auch darstellerisch engagiert, allerdings
fehlte das letzte Quentchen beim Aufblühen der Stimme, um mich vollends
zu begeistern.
Als
Gerard wiederholte Lucio GALLO sein gelungenes Rollenporträt aus der Premierenserie
mit einem gezielten Hinsteuern auf "Nemico della patria" und der Auseinandersetzung
mit Maddalena im Anschluß, wo sich die große Emotion entlud, die zuvor
unterschwellig angedeutet worden war. Der ausdrucksstarken Baritonstimme
steht eine Vielzahl von Farben zur Verfügung, so daß Gerard Umschwenken
auch gesanglich vollkommen nachvollziehbar wurde.
Unter
den vielen kleineren, durch die Bank gut besetzten Partien wie Bersi (Judith
SCHMID), Roucher (Yuriy TSIPLE), Fouquier-Tinville (Reinhard MAYR), Krešmir
STRAŽNAC (Fleville), Alessandro FANTONI (Incroyable), Andreas WINKLER
(Abate), Dmitri PKHALADZE (Schmidt), Christoph SEIDL (Haushofmeister)
und Christoph FILLER (Dumas) ragten Valeriy MURGA als Mathieu und Stefania
KALUZA, die sowohl die Gräfin Coigny als auch Madelon sang, noch heraus.
Im
Orchestergraben waltete wieder Nello SANTI seines Amtes. Vielleicht an
manchen Stellen etwas vordergründig, aber ohne sonstige Auffälligkeiten.
ORCHESTER und CHOR boten keinen Anlaß zu kritischen Äußerungen. MK
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