Für
sehr gut interpretierten Verismo sorgte das Züricher Opernhaus durch die
Wiederaufnahme dieser beiden zu selten auf den Spielplänen der Opernhäuser
stehenden Opern; erstere komponiert von Pietro Mascagni mit dem Libretto
von den beiden italienischen Librettisten Targione-Tarzetti und Menasci,
die beide wiederum den Handlungsstoff nach einer wahren Begebenheit in
einem sizilianischen Bergbauerndorf einer Novelle des sizilianischen Novellisten
und Journalisten Giovanni Verga entnahmen, und "Pagliacci" des noch dem
Belcanto zugeneigten Komponisten Ruggero Leoncavallo, der das Libretto
selbst angeregt durch eine ebenfalls wahre Begebenheit in Süditalien verfaßte.
Man könnte diese beiden Einakter, die im übrigen meist gemeinsam auf die
Bühne kommen, nicht besser inszenieren, als in Zürich geschehen.
Der
Regisseur der beiden Opern war Grischa ASAGAROFF, der durchdacht eine
sizilianische Atmosphäre im Bühnenbild der ersten Oper schaffte, Ausstattung
nebst Kostümen (Luigi PEREGO) diesem Milieu anpassen ließ und sogar einen
Catanaccio mit vermummten Trägern eines Christus am Kreuz und Madonna
in der Osterszene verwirklichte. Sogar das Liebesspiel zwischen Lola und
Turiddu sowie den Kampf Turiddu/Alfio konnte man durch eine Schleiervision
beobachten. Auch gut erkennbar war hier die Entehrung der Santuzza durch
Turiddu, sie erwartete ein Kind von ihm, was unverheiratet in Süditalien
und Sizilien das totale Ausgestoßensein einer Frau aus der Dorfgemeinschaft
zur Folge hatte.
Für
dieses Handlungsgeschehen stand ein ausgezeichnetes Sängermaterial auf
der Bühne. Waltraud MEIER als Santuzza war eine Idealbesetzung dieser
Partie, ihre sängerische Leistung und Bühnenpräsenz war von Anfang an
überzeugend, besonders in den Szenen mit Turiddu und Mama Lucia lebte
sie ihr darstellerisches und sängerisches Können voll aus. Verzweiflung,
Angst vor dem Ausgestoßensein aus der Dorfgemeinschaft durch ihre Entehrung
sowie letztendlich den Verrat des Turiddu an Alfio und die anschließende
Reue - man könnte es nicht besser ausleben. In einem Züricher Rollendebüt
machte Anna STÉPHANIE als Lola ihre Sache gut, sowie Irène FRIEDLI als
Mama Lucia.
Die
beiden Rivalen, die man auch in der 2. Oper wiederfand, waren hier mit
Zoran TODOROVICH als Turiddu und Lucio GALLO als Alfio mit hervorragenden
Stimmen besetzt. Zoran Todorovich fülliger höhensicherer Tenor steigerte
sich von Mal zu Mal und konnte auch durch seine darstellerische Leistung
des der Lola verfallenen Bauern voll überzeugen, besonders im Duett mit
Santuzza zeigte er eine überzeugende Darstellung an Gefühlskälte gepaart
mit schlechtem Gewissen. Beeindruckend der Abschied von der Mutter vor
dem Kampf, davor mit einer stimmsicheren Siciliana. Lucio Gallo konnte
den als Mafia-Boß des Dorfes deklarierten Alfio mit baritonaler kräftiger
Stimmfülle gut zeichnen.
In
"Pagliacci" fand man ihn dann als mißgestalteten, in Nedda verliebten
Tölpel Tonio wieder, der gleich zu Beginn der Oper vorgetragene Prolog
führte ihn bestens in seine Rolle ein. Elena MOSUC zeigte in ihrem Rollendebüt
als Nedda wieder einmal eine stimmliche Bestleistung und konnte gerade
im Vogellied alle Register ihres bekannt hervorragenden Stimmaterials
zeigen.
In
dieser ebenfalls durchdachten Inszenierung des in einem Dorf Kalabriens
spielenden Handlungsgeschehens im Zirkusmilieu und der Commedia dell'arte
mit Gauklern, Stelzenläufern und Breaktänzern in bunten Kostümen (Ausstattung
wiederum Luigi Perego), die im Programmheft als Figuranti speciali bezeichnet
wurden, konnte in den kleineren Partien allerdings nur Boguslaw BIDZINSKI
(ebenfalls ein Rollendebüt) als Peppe überzeugen, während der Liebhaber
der Nedda Silvio von Elliot MADORE etwas farblos und mit wenig Gestaltungsfähigkeit
ausgestattet war.
Hier
konnte wiederum Zoran Todorovich als Canio, in manchen gesanglichen Passagen
erinnerte er Mario del Monaco, eine unglaubliche tenorale Leistung erbringen,
seine Darstellung des Alkohol abhängigen Canio, dessen Eifersucht und
Verzweiflung über den Treuebruch Neddas und den geplanten Mord am Ende
des Stücks und einer besitzergreifenden Liebe könnte nicht besser auf
die Bühne gebracht werden. "Vesti la giubba", dramatisch, leidvoll und
tränenreich vorgetragen, wurde zu einem vom Publikum stürmisch umjubelten
Triumph für den Sänger.
Alexander
VEDERNIKOV dirigierte das ORCHESTER DER OPER ZÜRICH ausreichend, besonders
in der Sängerbegleitung konnte er gut überzeugen, während die sonst so
begehrten Orchesterstücke beider Opern eintönig und wenig geprobt erklangen.
CHOR, ZUSATZCHOR und KINDERCHOR DER OPER ZÜRICH waren bewährt einstudiert
von Jörg HÄMMERLI.
"La
commedia è finita." ISt
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