"CAVALLERIA RUSTICANA"/" I PAGLIACCI" - 6. Januar 2013

Für sehr gut interpretierten Verismo sorgte das Züricher Opernhaus durch die Wiederaufnahme dieser beiden zu selten auf den Spielplänen der Opernhäuser stehenden Opern; erstere komponiert von Pietro Mascagni mit dem Libretto von den beiden italienischen Librettisten Targione-Tarzetti und Menasci, die beide wiederum den Handlungsstoff nach einer wahren Begebenheit in einem sizilianischen Bergbauerndorf einer Novelle des sizilianischen Novellisten und Journalisten Giovanni Verga entnahmen, und "Pagliacci" des noch dem Belcanto zugeneigten Komponisten Ruggero Leoncavallo, der das Libretto selbst angeregt durch eine ebenfalls wahre Begebenheit in Süditalien verfaßte. Man könnte diese beiden Einakter, die im übrigen meist gemeinsam auf die Bühne kommen, nicht besser inszenieren, als in Zürich geschehen.

Der Regisseur der beiden Opern war Grischa ASAGAROFF, der durchdacht eine sizilianische Atmosphäre im Bühnenbild der ersten Oper schaffte, Ausstattung nebst Kostümen (Luigi PEREGO) diesem Milieu anpassen ließ und sogar einen Catanaccio mit vermummten Trägern eines Christus am Kreuz und Madonna in der Osterszene verwirklichte. Sogar das Liebesspiel zwischen Lola und Turiddu sowie den Kampf Turiddu/Alfio konnte man durch eine Schleiervision beobachten. Auch gut erkennbar war hier die Entehrung der Santuzza durch Turiddu, sie erwartete ein Kind von ihm, was unverheiratet in Süditalien und Sizilien das totale Ausgestoßensein einer Frau aus der Dorfgemeinschaft zur Folge hatte.

Für dieses Handlungsgeschehen stand ein ausgezeichnetes Sängermaterial auf der Bühne. Waltraud MEIER als Santuzza war eine Idealbesetzung dieser Partie, ihre sängerische Leistung und Bühnenpräsenz war von Anfang an überzeugend, besonders in den Szenen mit Turiddu und Mama Lucia lebte sie ihr darstellerisches und sängerisches Können voll aus. Verzweiflung, Angst vor dem Ausgestoßensein aus der Dorfgemeinschaft durch ihre Entehrung sowie letztendlich den Verrat des Turiddu an Alfio und die anschließende Reue - man könnte es nicht besser ausleben. In einem Züricher Rollendebüt machte Anna STÉPHANIE als Lola ihre Sache gut, sowie Irène FRIEDLI als Mama Lucia.

Die beiden Rivalen, die man auch in der 2. Oper wiederfand, waren hier mit Zoran TODOROVICH als Turiddu und Lucio GALLO als Alfio mit hervorragenden Stimmen besetzt. Zoran Todorovich fülliger höhensicherer Tenor steigerte sich von Mal zu Mal und konnte auch durch seine darstellerische Leistung des der Lola verfallenen Bauern voll überzeugen, besonders im Duett mit Santuzza zeigte er eine überzeugende Darstellung an Gefühlskälte gepaart mit schlechtem Gewissen. Beeindruckend der Abschied von der Mutter vor dem Kampf, davor mit einer stimmsicheren Siciliana. Lucio Gallo konnte den als Mafia-Boß des Dorfes deklarierten Alfio mit baritonaler kräftiger Stimmfülle gut zeichnen.

In "Pagliacci" fand man ihn dann als mißgestalteten, in Nedda verliebten Tölpel Tonio wieder, der gleich zu Beginn der Oper vorgetragene Prolog führte ihn bestens in seine Rolle ein. Elena MOSUC zeigte in ihrem Rollendebüt als Nedda wieder einmal eine stimmliche Bestleistung und konnte gerade im Vogellied alle Register ihres bekannt hervorragenden Stimmaterials zeigen.

In dieser ebenfalls durchdachten Inszenierung des in einem Dorf Kalabriens spielenden Handlungsgeschehens im Zirkusmilieu und der Commedia dell'arte mit Gauklern, Stelzenläufern und Breaktänzern in bunten Kostümen (Ausstattung wiederum Luigi Perego), die im Programmheft als Figuranti speciali bezeichnet wurden, konnte in den kleineren Partien allerdings nur Boguslaw BIDZINSKI (ebenfalls ein Rollendebüt) als Peppe überzeugen, während der Liebhaber der Nedda Silvio von Elliot MADORE etwas farblos und mit wenig Gestaltungsfähigkeit ausgestattet war.

Hier konnte wiederum Zoran Todorovich als Canio, in manchen gesanglichen Passagen erinnerte er Mario del Monaco, eine unglaubliche tenorale Leistung erbringen, seine Darstellung des Alkohol abhängigen Canio, dessen Eifersucht und Verzweiflung über den Treuebruch Neddas und den geplanten Mord am Ende des Stücks und einer besitzergreifenden Liebe könnte nicht besser auf die Bühne gebracht werden. "Vesti la giubba", dramatisch, leidvoll und tränenreich vorgetragen, wurde zu einem vom Publikum stürmisch umjubelten Triumph für den Sänger.

Alexander VEDERNIKOV dirigierte das ORCHESTER DER OPER ZÜRICH ausreichend, besonders in der Sängerbegleitung konnte er gut überzeugen, während die sonst so begehrten Orchesterstücke beider Opern eintönig und wenig geprobt erklangen. CHOR, ZUSATZCHOR und KINDERCHOR DER OPER ZÜRICH waren bewährt einstudiert von Jörg HÄMMERLI.

"La commedia è finita." ISt