Man
hoffte sehr, das Haus beglückt zu verlassen. Intendant Pereiras Wünsche
ans Publikum konnten aber hier nicht ganz erfüllt werden. Gleich zu Beginn
im 1. Akt führte uns Regisseur Nikolaus LEHNHOFF mit einem mittelalterlichen
Bühnenbild (Roland AESCHLIMANN) in die Lorenzkirche zu Nürnberg (vermeintlich).
Die Idee, den verliebten Walter von Stolzing auf diese Kanzel zu klettern
zu lassen, um seine Eva unter den Betenden zu erspähen, war neu und sehr
durchdacht. Auch die Kostüme (Moidele BICKEL, Amélie HAAS) verschafften
zunächst ein spätmittelalterliches Ambiente.
Im
2. Akt, allerdings mit Kostümen der Jahrhundertwende, tauchte sogar Klein-Nürnberg
im Hintergrund des Bühnenbilds auf, die Raufszene fand jedoch im Nebel
statt. Aber den Regiegedanken von Herrn Lehnhoff begriff man erst im 3.
Akt, als man statt der wieder bei solchen Inszenierungen vermißten Festwiese
römische Säulen mit ebensolchen Relief-Bildern an der Stadtmauer auf der
Bühne sah. Dazu hatte Herr Lehnhoff wohl das Reichsparteigelände in Nürnberg
verwendet, und da kam der Gedankenblitz zu Sachsen Schlußtext, daß Herr
Lehnhoff die ganze Oper in das Heilige römische Reich deutscher Nation
verlegt hat. Dieses Reich endete aber 1806, so daß die Nürnberger Bürger
einschließlich des David hier sehr verspätet in modernere Kostüme gesteckt
wurden. Etwas verwirrend das Ganze…
Philippe
JORDAN dirigierte das Werk anfänglich allzu stark tönend, brachte das
ORCHESTER DER ZÜRICHER OPER aber bis zum Schluß zu einer sehr guten Leistung.
Die Einstudierung des CHORs von Jürg HÄMMERLI ließ nichts zu wünschen
übrig.
Etwas
zu breit angelegt war der Sachs von Alfred MUFF, Matti SALMINEN sang den
Pogner wieder routiniert. Michael VOLLE gestaltete den Beckmesser als
einen arroganten Macho mit stimmlicher Präzision, zu dieser außergewöhnlichen
Rollenauffassung kann man ihm nur gratulieren.
Robert
Dean SMITH ist immer einer Garant für einen hervorragend gesungenen Walter
von Stolzing mit jugendlicher Heldenausstrahlung. Ein großer Gewinn für
die Züricher Oper dürfte der David von Peter SONN sein: eine sehr gute
Textverständlichkeit gerade bei seiner Erzählung im 1. Akt und präzise
lyrische Tenortöne. Edith HALLER als Eva konnte mit weichen Soprantönen
gerade im 3. Akt eine sehr gute Rollengestaltung erbringen.
Wiebke
LEHMKUHL sang eine bestens disponierte Magdalene. In der kleinen wichtigen
Rolle des Nachtwächters glänzte Tomasz SLAWINSKI. Die Meistergilde war
mit sehr guten Stimmen besetzt, allen voran Cheyne DAVIDSON als Kothner,
weiter erwähnt seien Martin ZYSSET Kresimir STRAZANAC, Peter STRAKA, Andreas
WINKLER, Buguslaw BIDZINSKI, Giuseppe SCORSIN, Andreas HÖRL und Rinhard
MAYR; für die Lehrbuben setzte man MITGLIEDER DES INTERNATIONALEN OPERNSTUDIOs
ein. Die mittelalterlichen Tanzfiguren (Choreographie Denni SAYERS) in
den Tänzen vor Stadtmauer wurden von den im Programmheft namentlich aufgeführten
vielen TÄNZERN dem Publikum sehr gut nahegebracht. I.St.
|